Whistleblower DVF

Statistikfehler: Zahlen für den Schienengüterverkehr müssen nach oben korrigiert werden

Berlin, 14. September 2018 - Die Verkehrsmengen für den Schienengüterverkehr in Deutschland sind über Jahre hinweg vom Statistischen Bundesamt unzureichend erfasst worden und müssen nun nach oben korrigiert werden. Vor allem die transportierten Güter der ausländischen Bahnen fehlten an vielen Stellen. Das DVF wurde von seinem Mitgliedsunternehmen Railistics darauf aufmerksam gemacht und hat den Fehler dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gemeldet. „Das DVF ist hier gegenüber dem Bundesverkehrsministerium (BMVI) als „Whistleblower“ aktiv geworden. Es ist dem Ministerium hoch anzurechnen, dass es schnell und besonnen in Richtung Statistischem Bundesamt reagiert und dort den Missstand beendet hat“, lobte Dr. Jörg Mosolf, Vorsitzender des Präsidiums Deutsches Verkehrsforum und Vorsitzender des Vorstands (CEO) MOSOLF SE & Co. KG, das Ministerium.

Die Statistik diene nicht nur als Konjunkturbarometer, so Mosolf. „Die Brisanz an der falschen Statistik ist, dass die Mengen im Schienengüterverkehr für die Nutzen-Kosten-Bewertungen von Infrastrukturprojekten ebenso benötigt werden, wie für die Prüfung von Förderanträgen beispielsweise für Gleisanschlüsse und Projekte im Kombinierten Verkehr.“ Experten der Branche sind Verzerrungen aufgefallen, nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Angaben der Bundesnetzagentur und des Statistikamtes. „Da die Statistiker nie reagiert und die Daten korrigiert haben, sind wir auf das BMVI zugegangen. Die Margen im Schienengüterverkehr sind äußerst gering. Es darf nicht sein, dass eine fehlerhafte Statistik auch noch Investitionsentscheidungen und Fördermaßnahmen untergräbt“ kritisiert Mosolf.

Zum Hintergrund: Für die vergangenen Jahre fehlen in den Statistiken Teilmengen des Schienengüterverkehrs in Deutschland. Vor allem die Ladungen ausländischer Bahnen, die gesetzlich zu keiner Auskunft verpflichtet sind, tauchen nicht auf. So weist das Statistikamt für 2016 insgesamt 116 Milliarden Tonnenkilometer aus, während die Bundesnetzagentur von einem Marktvolumen von 126 Milliarden Tonnenkilometer ausgeht. Für die Zukunft fordert das DVF, das Erhebungsverfahren so umzustellen, dass die Berichtspflicht auf alle Eisenbahnverkehrsunternehmen und hier vor allem auf ausländische Unternehmen ausgeweitet wird. Bis dahin müssen Schätzungen vorgenommen werden.