Klinkner: Kommunen sollen Partner der Zustelldienste werden

Forum auf transport logistic: Innovationen für die letzte Meile

Hermes Deutschland
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München, 6. Juni 2019 – DVF-Präsidiumsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner hat beim Forum auf der Messe transport logistik Bund, Länder und Gemeinden dazu aufgerufen, Enabler für clevere Lösungen der letzten Meile zu werden, anstatt einfach nur Verbote auszusprechen: „Für die Zusteller der letzten Meile müssen Testfelder geschaffen werden, damit sie innovative Technik anbieten können. Auch eine Anpassung des Rechtsrahmens ist nötig, etwa für Nachtlieferungen oder der Zulassung von Lade- und Tankinfrastruktur. Es geht zudem um Stellplätze in den Innenstädten, um von dort aus beispielsweise mit einem Zustellrad ausliefern zu können. Die KEP-Dienstleister versuchen bereits, das veränderte Bestellverhalten der Kunden möglichst umweltfreundlich umzusetzen und den Herausforderungen von Klimaschutz, Stauvermeidung und Bündelung Rechnung zu tragen. Dazu brauchen sie die Unterstützung der Kommunen.“

„Hamburg ist Modellregion für die urbane Logistik und realisiert deutschlandweit einzigartige Pilotprojekte wie den autonomen Zustellroboter“, so die positive Antwort von Lutz M. Birke, Senatsdirektor, Amtsleitung Hafen und Innovation, Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg. „Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation wirkt hierbei sowohl als verbindendes Element zwischen den berechtigten Interessen aller beteiligten Partner, die überwiegend aus der Wirtschaft kommen, als auch als Enabler von innovativen Projekten für Morgen. Gerade an diesen Stellen wünschen wir uns eine höhere Kooperationsbereitschaft und das innovative Engagement der KEP-Dienstleister auf der letzten Meile. Ein hierfür geeigneter Treiber kann der ITS Weltkongress 2021 sein, der auch helfen wird, die Logistik von Morgen in Hamburg mitzugestalten.“

Für die Probleme des City-Lieferverkehrs wie das Parken in der zweiten Spur und das erhöhte Verkehrsaufkommen gibt es keine Patentlösung. Aus Sicht eines KEP-Dienstleisters  erklärte Thomas Horst, Chief Sales Officer, Hermes Germany GmbH, das es die eine, ultimative Lösung für die letzte Meile nicht gebe: “Hermes investiert deshalb massiv in verschiedene Bausteine: von der Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, über den Bau citynaher Logistik-Center, den Test von Mikrodepot-Konzepten in Verbindung mit Lastenrädern, den Ausbau unseres bundesweiten PaketShop-Netzwerks sowie Personal und Löhne, bis hin zu digitalen Tools und State-of-the-Art-Technologie, die die Paketzustellung so reibungslos und effizient wie möglich machen. Auch alternative Zustellmethoden werden weiter an Bedeutung gewinnen. Mit unserer Tochter Liefery testen wir derzeit beispielsweise so genanntes ‚Vampire Delivery‘, das heißt, die nächtliche Paketzustellung vor die Haustür, mithilfe von Smart-Lock-Technologie.“

Dass die geräuscharme Nachtlogistik zur Entlastung des Verkehrs am Tage beiträgt, bestätigte, Birgit Heitzer, Leiterin Logistik Konzern, REWE Group. „Die Pilotanwendung der geräuscharmen Nachtlogistik hat bewiesen, dass es geht. Wir haben jedoch keine Rechtssicherheit zur Umsetzung und dadurch auch fehlende Investitionssicherheit.“ Daher bot Heitzer der Politik den Dialog über die Entwicklung und Umsetzung der leisen Logistik an.

Unterscheiden müsste die Politik und vor allem die Kommunen zwischen KEP-Unternehmen und Speditionen, sagte Nicholas Minde, Mitglied der Geschäftsleitung Deutschland, Kühne + Nagel (AG & Co.) KG. Lkw seien in Sachen Elektrifizierung – bei aktuellem Stand der Technik – anders zu bewerten als Transporter. Die Endkundenwünsche führten bei Landverkehrsspeditionen zu immer kleineren Losgrößen, womit auch die logistische Effizienz sinke. „Diese Entwicklung wirkt dem Anspruch sauber, gebündelt und staufrei die letzte Meile zu meistern leider negativ entgegen. Hier sind Politik und Speditionen gefragt, neue Wege zu gehen und neue Lösungen zu entwickeln.“

Aufgrund der zunehmenden Überlastung und des Fokus auf die Umwelt habe die City-Logistik viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen: „Die Lösung wird eine Mischung aus staatlicher Regulierung, industrieller Innovation und dem Einsatz von Technologie sein. Einige Elemente, die erfolgreich getestet wurden, umfassen den Einsatz alternativer Fahrzeuge und die Umstellung auf Schienen- und Wassertransport. Letztendlich erfordern die Herausforderungen der City Logistik eine andere Herangehensweise an die Lieferketten“, sagte Emile Naus, Bsc, Msc Director BearingPoint. „Es ist ein komplexes Problem mit vielen verschiedenen Interessengruppen, Herausforderungen und möglichen Lösungen. In Deutschland wurde eine Reihe von Beschränkungen für Nutzfahrzeuge verhängt. Andere Länder sind einen ähnlichen Weg gegangen.“

„Ich empfehle den Kommunen, nicht nur den KEP-Markt im Blick zu haben und sich ausschließlich danach auszurichten, sondern alle Segmente, wie den Konsumgütermarkt und den Stückgutmarkt“. Dr. Klaus Esser, Geschäftsführer KE-CONSULT Kurte & Esser GbR. „Bezogen auf Tonnage liegt der KEP-Markt bei rund 5 Prozent, der Konsumgütermarkt 76 Prozent und der Stückgutmarkt 19 Prozent.“ Esser zeigte, dass sich der KEP-Markt seit dem Jahr 2000 verdoppelt hat und prognostizierte bis 2030 ein weiteres Wachstum um rund 2/3 auf über 5 Milliarden Sendungen.