Staatssekretär Ferlemann: Deutschland muss wieder Bahnland werden!

Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann MdB
Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann MdB

Parlamentsgruppe Schienenverkehr im Deutschen Bundestag

Staatssekretär Ferlemann:

Deutschland muss wieder Bahnland werden!

Berlin, 24. Oktober 2019 – Bei der vom DVF organisierten Veranstaltung der Parlamentsgruppe Schienenverkehr (PG Schiene) im Deutschen Bundestag sagte der Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Enak Ferlemann, MdB: „Deutschland war mal Bahnland und muss es wieder werden. Die Schiene bekommt in den nächsten Jahren so viel Geld wie noch nie. Es wird vielmehr eine Herausforderung, es zu verbauen. Allein die Bundesmittel für das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzt (GVFG) werden von 330 Millionen auf eine Milliarde, später sogar auf zwei Milliarden Euro aufgestockt.“

Auch der Vorsitzende der PG Schiene Cem Özdemir, MdB, Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur, freute sich über den Geldsegen für das System Bahn: „Wir benötigen eine umfassende und langfristige Investitionsstrategie auch im Hinblick auf den Klimawandel. Denn der Schienenverkehr ist schon ein umweltfreundlicher Verkehrsträger und soll noch besser werden. Die Diesellok wird bald im Museum stehen und statt dessen Züge mit alternativen Antrieben und Kraftstoffen klimafreundlich rollen.“

In Deutschland seien 60 Prozent des Schienennetzes elektrifiziert, so Ferlemann. Man müsse, um die Klimaziele zu erreichen, in den nächsten Jahren weitere 10 Prozent elektrifizieren, also rund 3.300 Kilometer und das für die wichtigen Netze im Fern- und Güterverkehr.

„Wir wollen noch mehr Verkehr auf die umweltfreundliche Schiene bringen. Dazu müssen weitere Strecken, auch weniger befahrene, elektrifiziert werden“, ergänzte Michael Donth, MdB, stellv. Vorsitzender PG Schiene. “Ich halte das deutlich aufgestockte Bundes-GVFG für ein geeignetes Instrument, um dies zusammen mit den Ländern voranzubringen. Aber nicht überall wird es volkswirtschaftlich Sinn machen, die Strecken zu elektrifizieren. Da bieten sich -und zwar schon heute- hybride oder wasserstoffgetriebene Fahrzeuge als Alternative an.“

Aus Sicht der Besteller von Nahverkehrsleistungen konnte Susanne Henckel, Präsidentin, Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV e.V. aus ihrer Erfahrung berichten und zeigte die Probleme bei Elektrifizierung von Strecken auf. Danach ginge der Bestandsschutz verloren, es müssten neue Plan- und Genehmigungsverfahren angefangen werden, die Infrastruktur auch an den Bahnhöfen müsse erneuert werden. Dies alles koste sehr viel Geld und würde so manche Nebenstrecke unrentabel machen. Henckel betonte, dass es für die Erreichung der Klimaziele notwendig sei, dass mehr Menschen den Zug statt das Auto nutzen. Dafür müsse die Bahn zuverlässiger und pünktlicher werden. „Wir brauchen mehr Fahrgäste!“

Zwischenlösung: Hybridzüge

„Der Klimawandel wartet nicht. Deshalb ist es wichtig, dass wir schnell und technologieoffen die besten Lösungen umsetzen. Für eine erfolgreiche Verkehrswende müssen wir endlich nachhaltig die Schiene stärken und dabei alle mitnehmen, auch auf Nebenstrecken im ländlichen Raum. Rolls-Royce bietet umweltfreundliche und zuverlässige Antriebslösungen, die sofort für alle Schienenfahrzeuge und ohne teure Anpassung der Infrastruktur einsetzbar sind. Unser Hybrid ist um 75 Prozent leiser, emittiert bis zu 30 Prozent weniger CO2 und kann deutlich engere Takte bedienen. Mit synthetischen Kraftstoffen wird diese Technologie mittelfristig zudem völlig CO2-neutral alle Ziele erreichen“, erklärte Dr. Günter Zitzler, Leiter Anwendungstechnik Bahnmotoren, Rolls-Royce Power Systems, die technische Machbarkeit einer Umrüstung der Dieselloks auf Hybridantrieb.

Dafür ist eine entsprechend Tank- oder Ladeinfrastruktur notwendig, daher sei es klug, sich zu überlegen, ob man als Betreiber die vorhanden Assets weiter nutzen kann, etwa durch Umrüstung, so Torsten Schein, Vorsitzender der Geschäftsführung, DB Energie GmbH. Schein sagte zu den unterschiedlichen Antriebskonzepten: „Es gibt nicht das eine Antriebskonzept. Die Deutsche Bahn verfolgt daher einen technologieoffenen Ansatz. Die geeignete Wahl und Anzahl der Ladestellen ist von den Gegebenheiten der jeweiligen Strecken abhängig. Wir werden also ein Nebeneinander unterschiedlicher Konzepte sehen, wobei auf Strecken für Personenfern- und Güterverkehr die Elektrifizierung über Oberleitungen das Mittel der Wahl ist.“

„Alternativ angetriebene Schienenfahrzeuge werden sich durchsetzen, wenn sie eine zuverlässige und wirtschaftliche Alternative darstellen, und zwar über die gesamte Lebensdauer hinweg. Die Fahrzeugindustrie muss diese Herausforderung annehmen. Zudem muss der Betreiber der Infrastruktur auf Bestellung sicherstellen, dass zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme alle für den Betrieb notwendigen Lade- bzw. Tankeinrichtungen fertiggestellt und einsatzbereit sind“, sagte Henckel mit Blick auf die Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit.