Mobilität für Deutschland - Pressespiegel

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One step beyond für das Verkehrssystem der Zukunft

Artikel: Florian Eck ist Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums (DVF) in Berlin.  

Logistik im Jahr 2050 bedeutet Klimaneutralität. Dieses Ziel ist politisch gesetzt. Mit Blick auf 2050 und das extrem volatile politische Zwischenziel für 2030 ist der Weg dorthin aus unternehmerischer Sicht unklar. Hinzu kommen kurzfristig ausgerichtete staatliche Anreizsysteme, die die notwendige Signalwirkung für die Unternehmen verfehlen. Das Gleiche gilt für das Verkehrssystem in Gänze: Es ist nicht absehbar, welche Verkehrsinfrastruktur im Jahr 2030 oder erst recht 2050 vorgehalten wird und wie es um Umschlagknoten, das digitale Netz, die Ladeinfrastruktur oder die erneuerbaren Energien steht. Der Logistiksektor ist jedoch von seiner Struktur her auf Planbarkeit, Effizienzsteigerung, Kostenbewusstsein und Verkehrsvermeidung ausgerichtet.

Die Ausgangslage für ein logistikgerechtes und nachhaltiges Verkehrssystem ist also zunächst suboptimal. Andererseits sind wesentliche Lösungen für den Markt vorhanden: KI optimiert den Verkehrsaufwand durch Liefer- und Absatzprognosen, Leit- und Sicherungstechnik erhöht die Kapazität der Infrastruktur, Umschlagsysteme werden automatisiert, Bestandsflotten können auf Elektroantriebe umgerüstet werden. Wie schaffen wir eine nahtlose Transformation? Wir müssen mit Priorität Vorhandenes umsetzen und dabei bereits hinter die Pilotierung blicken. Es geht darum, den nächsten Schritt darüber hinaus zu setzen, also „one step beyond“.

Systembrüche vermeiden

Gerade die Logistik braucht Beständigkeit. Neue Prozesse, alternative Antriebe, innovative Umschlag- und Logistiksysteme sowie digitale Methoden brauchen Zeit, sich zu etablieren. (...)

Skalierbarkeit herstellen

Die Transformation wird nur schrittweise erfolgen können und muss gleichzeitig dynamisch an neue Entwicklungen angepasst werden. In allen relevanten Bereichen muss daher eine Skalierbarkeit sichergestellt werden: beim Planen und Bauen (seriell und funktional), beim Betrieb, bei der Digitalisierung und auch bei der Finanzierung. Bei der Transformation der Flotten ergibt sich die Skalierbarkeit durch die verschiedenen Lösungsansätze, über Hybridantriebe, Fahrzeugumrüstungen bis hin zu Neufahr- zeugen. Mit Blick auf die politisch erwünschte breite und schnelle Umstellung der Antriebe werden wir diese Zwischenschritte – insbesondere das sogenannte Retrofitting – auch langfristig noch zur Skalierung benötigen. (...)

Die Logistikbranche geht bereits in vielen Bereichen in Vorleistung, investiert in Intermodalität und Digitalisierung und sattelt auf klimaschonende Transporte um. Die Wirtschaft hat viele gute Konzepte, die es umzusetzen gilt. Der Staat hält hohe Summen für Innovations- und Investitionsprogramme bereit. All dies muss nun zusammenlaufen, um den „one step beyond“, den Schritt darüber hinaus, zu gehen und das Ziel eines nachhaltigen integrierten Verkehrs- und Logistiksektors zu erreichen.