Mobilität für Deutschland - Pressespiegel

TAGESSPIEGEL BACKGROUND 21/2024

Wirtschaftsweise fordern bessere Infrastruktur und Elektro-Lkw

Verkehr & Smart Mobility: "Der zunehmend schlechtere Zustand der Straßen- und Schieneninfrastruktur belastet die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland" – zu dieser Erkenntnis kommt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) im Kapitel "Güterverkehr zwischen Infrastrukturanforderungen und Dekarbonisierung". Die schlechte Infrastruktur mache den Güterverkehr in Deutschland unzuverlässig, weil wegen zunehmender Staus im Straßenverkehr und "einer geringen Zuverlässigkeit im Schienenverkehr" Güterverkehr und damit auch die Wirtschaftsattraktivität beeinträchtigt würden.

Die SVR-Vorsitzende Monika Schnitzer bekräftigte, dass der Güterverkehr in Deutschland aufgrund des hohen Industrieanteils und der zentralen geografischen Lage Deutschlands ein "bedeutender Wirtschaftsfaktor" sei, sich jedoch die Infrastruktur bei Schiene und Straße "in einem desolaten Zustand" befinde. Der Güterverkehr werde weiter zunehmen, "was die Belastung der Infrastruktur noch erhöhen wird", prognostizierte Schnitzer bei der Pressekonferenz. Kapazitätsengpässe führten schon heute zu Staus und Verspätungen. "Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland muss deshalb modernisiert und ausgebaut werden". (...)

REAKTIONEN AUS POLITIK UND VERBÄNDEN

Heike van Hoorn, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums (DVF), erklärte gegenüber dem Tagesspiegel Background Monitoring, dass der Güterverkehr "essenziell für den Wirtschaftsstandort Deutschland" sei und sie sich der "Forderung nach höheren und verlässlichen Mittelzuweisungen und Planungssicherheit für die Infrastrukturerstellung" ausdrücklich anschließe. Für mehr Dekarbonisierung seien die "Ertüchtigung der Schiene sowie die Erschließung der bestehenden Potenziale der Wasserstraße für die Aufnahme von verlagerten Verkehren unabdingbar". Bezüglich der Antriebe spricht sich das DVF für die weitere Optimierung der Elektromobilität aus. Gleichzeitig sollten aber auch mehr Alternativen vorangebracht werden: "Wasserstoff, E-Fuels und andere Derivate werden im Verkehrssektor zwingend benötigt", stellt van Hoorn fest. (...)

Positionen

Isabel Cademartori MdB (verkehrspolitische Sprecherin, SPD-Fraktion) "Ich halte nach wie vor an einem schnellen Ausbau der E-Lkw-Ladeinfrastruktur fest, wie wir ihn mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur auf den Weg gebracht haben. Die Transport- und Logistikbranche setzt bei der Antriebswende stark auf den batterieelektrischen Lkw. Allerdings können wir nicht alle Fahrzeuge elektrifizieren, daher brauchen wir langfristig auch den Wasserstoff im Schwerlastverkehr. Hierfür muss allerdings erst einmal eine flächendeckende Infrastruktur geschaffen und die technologischen Entwicklungen vorangetrieben werden, denn es gibt bisher kaum Modelle am Markt." (...)

Dr. Heike van Hoorn (Geschäftsführerin, DVF) "Der batterieelektrische Antrieb ist gegenwärtig am breitesten verfügbar und hat noch großes Optimierungspotenzial bei Reichweite und Gewichten. Der ambitionierte Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft darf trotzdem den Mobilitätssektor nicht vernachlässigen. Wasserstoff, E-Fuels und andere Derivate werden im Verkehrssektor zwingend benötigt. Angesichts der Quotenvorgaben der EU-ReFuel-Regulierung im Luft- und Schiffsverkehr und des Transformationsdrucks im Straßengüterverkehr gilt es dabei keine Zeit zu verlieren.