Mobilität für Deutschland - Pressespiegel

DER NAHVERKEHR - Öffentlicher Personenverkehr in Stadt und Region

Fahrplan Zukunft ÖPNV

Dr. Florian Eck - Zehn Prozent der Alltagswege und rund ein Viertel der Kilometer in Deutschland wurden 2022 in Deutschland laut Mobilitätspanel mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Das von der Bundesregierung festgelegte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 lässt weiteren Rückenwind für Busse und Bahnen erwarten. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist dabei zum einen selber dem Transformationsdruck unterworfen, stellt aber zum anderen ein Schlüsselinstrument dar, um die gesetzten Ziele durch gezielte Bündelung der einzelnen Wege zu erreichen. Das setzt ein attraktives Angebot voraus, das nah an den Bedürfnissen der Bürger ausgerichtet ist. Betreiber, Bahnindustrie und Kommunen müssen dazu gemeinsam an einem „Fahrplan Zukunft“ für den ÖPNV arbeiten. (...)

Vernetzung ausbauen, Mobilitätshubs stärken

Öffentliche Mobilitätsangebote werden umso eher angenommen, wie sie die individuellen Bedürfnisse der Nutzenden berücksichtigen. Darum muss die Mobilität der Zukunft auf eine enge Vernetzung der einzelnen Verkehrsmittel setzen. Mobilitätshubs führen diese Angebote zusammen, mit Knotenpunkten des Öffentlichen Verkehrs, Parkplätzen, Abstellanlagen für Fahrräder, Sharing-Angeboten und E-Ladestationen. Ebenso wichtig sind starke Achsen und Tangenten des Verkehrsnetzes, die die Wirkung der Hubs in die Fläche ausstrahlen lassen.

Datensilos zusammenführen, konsequent digitalisieren

Ein nachfragegerechter ÖPNV muss im Idealfall Angebot und Nachfrage in Echtzeit überblicken und zeitnah vorhersagen können. Dazu werden Mobilfunkdaten, Verbindungsabfragen aus Apps, Positionsdaten der Fahrzeuge und Auswertungen der Fahrgastzähler in einem digitalen Zwilling zusammengeführt und unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz verarbeitet. Verkehrsunternehmen können so Fahrgastzahlen, Pünktlichkeit und Marktanteile für jede Fahrt, Linie und Betreiber ermitteln und erhalten Einblicke in das Nutzungsverhalten bei einzelnen Verkehrsmitteln sowie vernetzten Angeboten bis hin zur Analyse der Potenziale bei Nichtkunden. Ebenso lassen sich Engpässe und beliebte Knotenpunkte zur Optimierung von Routings und Umstiegen identifizieren. Auch die Einnahmeaufteilung kann so wesentlich erleichtert werden. Im Infrastrukturbereich geht es um Scan-Cars, die Zustandserfassung mit Kamera und Sensorik sowie die digitalisierte Parkraumbewirtschaftung. Umsetzungshindernisse sind die fehlende Finanzausstattung der Verkehrsunternehmen und Kommunen für die Digitalisierung ebenso wie die zögerliche Genehmigung durch die Datenschutzbeauftragten trotz Anonymisierung der Daten. (...)

Investitionslücken schließen, ÖPNV ausbauen

Die Mobilität in Städten und Gemeinden hat ihren Preis. Das DIFU sieht in seiner Analyse von 2023 einen Nachholbedarf bei den kommunalen Investitionen in die Verkehrswege von 372 Milliarden Euro bis 2030. Das Gros davon entfällt auf den Ersatz maroder Straßen, Schienen und Anlagen. Diese Investitionslücke muss geschlossen werden. Darüber hinaus muss der Ausbau- und Modernisierungspakt für den ÖPNV endlich umgesetzt werden, damit Kapazität, Digitalisierungsgrad und Angebotsqualität dem Anspruch der Mobilitätswende gerecht werden. Der Fahrplan Zukunft für den ÖPNV hat viel zu bieten. Wichtig ist, dass wir uns jetzt in Bewegung setzen. Let’s move it!