LNG als Schiffstreibstoff / Quelle: Brunsbüttel Ports, Holger Banik

JadeWeserPort mit verschiedenen Standorten

Für Wilhelmshaven sehe das LNG-Beschleunigungsgesetz mehrere Anleger für FSRU an unterschiedlichen Standorten vor, so Holger Banik, Geschäftsführer der beiden Hafengesellschaften Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG sowie der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG. Er beschrieb die Projektphase 1 für einen Anleger für ein FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) an der bestehenden Umschlagbrücke am Voslapper Groden und die Projektphase 2 zum Bau eines künftigen Anlegers für verflüssigte Gase in diesem Hafenareal. „Wir planen die Inbetriebnahme des neuen Anlegers der Projektphase 1 bereits im Winter 2022/2023. Für die Projektphase 2 wollen wir in den nächsten Jahren eine neue Umschlaganlage südlich der bestehenden Anlage am Voslapper Groden errichten. Hierdurch kann ein landgebundenes Terminal oder ein weiteres FSRU angebunden werden. Beide Anleger könnten bei Bedarf für den Import von grünen Gasen wie beispielsweise Wasserstoff genutzt werden“, sagte Banik.

Darüber hinaus ist geplant, in Stade einen weiteren Anleger für flüssige Gase zu bauen. Die in niedersächsischen Häfen geplante LNG-Kapazität sei beträchtlich. Laut Banik sei jedoch insgesamt noch mehr Infrastruktur nötig, um den Gasbedarf zu decken. Am Standort Cuxhaven sind außerdem neue Offshore-Liegeplätze durchgeplant und genehmigt, um die Energiewende voranzubringen.

Brunsbüttel bedeutend als Energiedrehscheibe

Frank Schnabel, Geschäftsführer Brunsbüttel Ports GmbH / SCHRAMM group, hob hervor, dass der Industrie- und Hafenstandort Brunsbüttel seine bundesweite Bedeutung als Energiedrehscheibe aktuell stark ausbaut und sich mit dem Elbehafen als führender Importhafen für LNG und grünen Wasserstoff positioniert: „LNG dient nicht nur der Diversifizierung unserer Erdgasquellen, sondern ist auch als Schiffstreibstoff vorteilhaft. Auch hat die ansässige Industrie am Energiestandort Brunsbüttel einen hohen Gasbedarf, zum Beispiel durch einen großen Düngemittelhersteller vor Ort.“

"Bei der Schiffsbebunkerung mit synthetischem Erdgas (SNG) ist Brunsbüttel weltweit sogar First Mover."

Frank Schnabel

Brunsbüttel verfolge aktuell drei große Projekte: Zunächst solle im Elbehafen eine FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) als Übergangslösung stationiert werden. Die Lieferkapazität betrage bis zu sieben Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich mit einem Anlauf pro Woche. Danach werde ein festes Terminal für den Import und die Distribution von LNG errichtet, welches perspektivisch auch für den Import von grünem Wasserstoff / grünen Wasserstoffderivaten geeignet sein wird. Die KfW sei daran mit 50 Prozent beteiligt und die Investitionssumme belaufe sich auf rund eine Milliarde Euro. Die Fertigstellung werde 2025 / 2026 erwartet. Das Terminal habe eine Startkapazität von zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas. Zudem solle es ein weiteres Terminal für den Import von grünem Ammoniak geben, welches RWE errichten wolle. Ziel sei der Import von zwei Millionen Tonnen grünem Ammoniak in 2030. Insgesamt bewertete Schnabel die behördlichen Verfahren als noch nicht so schnell, wie dies erforderlich wäre.

Abgeordnete wollen LNG-Beschleunigungsgesetz als Blaupause für andere Bereiche

Abgeordnete wollen LNG-Beschleunigungsgesetz als Blaupause für andere Bereiche

V. l.: Reinhold MdB, Grundmann MdB, Stein MdB

Im Lenkungskreis gaben Bundestagsabgeordnete ihre Einschätzung der Energieversorgung und die Rolle der deutschen Seehäfen ab. So sagte Hagen Reinhold MdB, Beauftragter für Maritime Wirtschaft der FDP-Bundestagsfraktion, dass Wirtschaft und Verbraucher in Deutschland sich auf weitere Kosten durch die Energiebeschaffung einstellen müssten. Die Beschleunigungsgesetze seien deshalb ein außerordentlich wichtiger Schritt.

"Die Gesetze müssen eine Vorlage für ähnliche Beschleunigungsmaßnahmen in anderen Bereichen sein.“

Hagen Reinhold MdB

Laut Reinhold seien in den Häfen noch große praktische Herausforderungen zu lösen, bevor die FSRU den Betrieb aufnehmen können.

"Der Ersatz durch LNG ist ein zentraler Lösungsbaustein."

Oliver Grundmann MdB

„Der Ersatz durch LNG ist ein zentraler Lösungsbaustein. Investoren stehen bereit, aber es ist unabdingbar die Verfahren zu beschleunigen und bürokratische Hindernisse zu beseitigen. Dazu gehört auch die Reduzierung der Netzentgelte, also der Entgelte für die Gasdurchleitung in Pipelines“, forderte Oliver Grundmann MdB, Vorsitzender Arbeitskreis Küste der CDU/CSU-Fraktion; Mitglied im Umweltausschuss. Grundmann begrüßte ebenfalls das LNG-Beschleunigungsgesetz, wies aber darauf hin, dass es nicht so durchsetzungsstark sei wie nötig. So gebe es eine Aufhebung der UVP-Pflicht nur für FSRU, nicht für Terminals und die enge Begrenzung der Laufzeiten für Gasimporte wird schwierig am Markt durchsetzbar sein. Auch Grundmann forderte, dass die Beschleunigungsgesetze eine Blaupause für andere Bereiche sein sollten und mahnte eine faire Verteilung der finanziellen Mittel des Bundes auf die Standorte an.

Nach Einschätzung von Mathias Stein MdB, stellv. Sprecher der Arbeitsgruppe Verkehr der SPD-Bundestagsfraktion, müsste die Umstellung auf alternative Energieträger noch stärker forciert werden, damit beim Ausstieg aus Gas, Öl und Kohle russischer Herkunft keine Engpässe entstünden. „Dieser Transformationsprozess betrifft auch die Binnenschifffahrt und die Binnenhäfen, die als Drehkreuze der Energiewende großes Potenzial haben. Es braucht jedoch auch einen kulturellen Wandel sowie eine personelle Stärkung in den Behörden, welche die Projekte verwaltungstechnisch planen, genehmigen und umsetzen müssen.“

"Es braucht jedoch auch einen kulturellen Wandel sowie eine personelle Stärkung in den Behörden."

Mathias Stein MdB

EU-Abgeordnete Paulus sieht keine Wettbewerbs-verzerrung durch Fit for 55

Zwischen den beteiligten Ausschüssen des Europäischen Parlaments sei eine Einigung hinsichtlich der Einbeziehung des Seeverkehrs in den Emissionshandel erzielt worden, sagte eingangs Jutta Paulus MdEP, Grüne/EFA, innerhalb der grünen Fraktion zuständig für den Seeverkehr. Die Verhandlungen zu den Kraftstoffvorschriften (FuelEU Maritime) dauerten noch an. Paulus: „Fit for 55 führt zu keinen relevanten Wettbewerbsverzerrungen im maritimen Sektor. Für alle Akteure wird gleiches Recht gelten.“ Im Hinblick auf die Revision der Energiesteuerrichtlinie hielt Paulus eine einheitliche Regelung der IMO für nicht erreichbar. Auch innerhalb der EU sei dies wegen des Einstimmigkeitsprinzips im Rat schwierig. Laut Paulus seien Biokraftstoffe und LNG nicht die richtige Lösung für den Schiffsverkehr.

Vespermann: Reeder verknappen nicht künstlich ihre Kapazitäten

Vespermann: Reeder verknappen nicht künstlich ihre Kapazitäten

Quele: VDR, Dr. Arnt Vespermann

Dr. Arnt Vespermann, Mitglied des Präsidiums Verband Deutscher Reeder (VDR); CEO Offen Group, CPO Holding (GmbH & Co.) KG zeigte, das die deutsche Flotte weltweit Platz 6 belege, bezogen auf den Marktanteil an der weltweiten Handelsschifffahrt, sowie Platz 2 bezogen auf die weltweite Containerschifffahrt. „Die Reeder haben nicht künstlich ihre Kapazitäten verknappt. Die Zahlen zeigen deutlich, dass dies nicht der Fall ist. Praktisch alle verfügbaren Schiffe sind im Einsatz. Fakt ist, dass hunderte Schiffe vor Häfen warten müssen und nicht einlaufen können“, so Vespermann.

"Pandemiebedingte Engpässe gab es insbesondere aufgrund des Lockdowns in Shanghai und vorher auch bereits an den Häfen der US Westküste."

Dr. Arnt Vespermann