Insbesondere Kommunen und Städte stehen heute vor großen Herausforderungen: Es gilt die Ziele „Saubere Luft“, Stadt der kurzen Wege und Umsetzung der Mobilitätswende miteinander in Einklang zu bringen. Dies gilt gerade vor dem Hintergrund der Erhaltung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Stadt auch mit den Ansprüchen der dort lebenden Bürgerinnen und Bürger zu verbinden.

Mehr denn je ist es daher eine Herausforderung, die Belange der Mobilität und die der Logistik in Städten und vernetzten Metropolregionen aufeinander abzustimmen.

Denn Logistik und Mobilität nutzen die gleiche Infrastruktur und werden durch Vernetzung besser und effizienter.

Gerade während der Covid-19-Pandemie haben sich aber sicher geglaubte Verhaltensweisen verändert: Die „Mobilitätsketten“ der Menschen folgen nicht mehr dem Gesetz: Wer Auto fährt, fährt immer Auto und wer ÖPNV fährt, ist immer auch Radfahrer. In der Pandemie wurden beispielsweise viele Autos gekauft, darüber hinaus gab es einen „Run“ auf Fahrräder, insbesondere E-Bikes. Ist das Wetter heute also gut, wird gerne mit dem E-Pedelec zur Arbeit gefahren, ist das Wetter schlecht, nutzen viele dann das Auto. Ohne Maskenpflicht und mit dem Deutsch­landticket ist der ÖPNV dann wiederum attraktiv – aber zuhause stehen trotzdem Auto und E-Pedelec.

DNA unserer Verkehrssysteme muss sich ändern

DNA unserer Verkehrssysteme muss sich ändern

Bild Quelle: DVF

Jenseits der „Überzeugungstäter“ agieren die Menschen dann rational und unter Zuhilfenahme ihres Lieblingswerkzeugs: dem Mobiltelefon. Und wenn hier steht, dass es heute keinen Sinn macht, mit dem Auto zur Arbeit oder zum privaten Termin zu fahren, sondern über eine andere Mobilitätskette zu angemessenem Preis – dann probieren sie es aus. Klappt es dreimal nicht, ist die App erledigt. Ist das gesamte Verkehrssystem jedoch abgestimmt und die digitalen Informationen liegen von allen Verkehrsträgern aktuell vor, ist die Chance für einen dauerhaften Umstieg sehr hoch. Natürlich müssen dann Qualität und Anschlüsse stimmen.

Damit ist jedoch klar: Die DNA unserer Verkehrssysteme muss sich ändern – sie muss multimodal, intelligent, nachhaltig und digital sein. Dafür sind Investitionen notwendig, die derzeit gerade aus zahlreichen Förderprogrammen auf Bundes- und Landesebene kofinanziert werden. Hier laufen gerade eine Vielzahl an Transformationsprojekten, die Rück­wirkung auf beteiligte Branchen haben. Und das verändert die Anforderungen an die Planung (datenbasiert, dynamisch und nicht rein modellbasiert), das Verkehrsmanagement (Datenplattformen, Datenanalysen und Echtzeitsteuerung), darauf aufsetzende Lösungen der Verkehrs­system­technik-Hersteller (Sensoren und Informationskanäle), die kommunale Zusammenarbeit zwischen Ämtern und kommunalen Unternehmen und die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeitenden bei allen Beteiligten.

Die größte Herausforderung für Kommunen und Städte ist die Lösung der Frage, wie der Verkehr besser auf Grundlage von Echtzeitdaten verstanden und durch geeignete Maßnahmen beeinflusst werden kann.

Gefragt ist also ein datenbasiertes Verkehrsmanagement. Aber um dies umsetzen zu können, bedarf es gleich mehrerer Voraussetzungen: Zunächst müssen die technologischen Voraussetzungen zum Sammeln und Analysieren der Daten geschaffen werden. Es wird eine skalierbare und performante analytische Datenplattform (Cloud oder Hybrid) benötigt, die auf die Anforderungen der Stadt zugeschnitten ist und die Datensouveränität sicherstellt. Darauf aufbauend sind aber auch städtische Mitarbeitende gefragt, die diese Systeme bedienen und im Sinne der Lösung von analytischen Fragestellungen („Anwenderfragen“) anwenden bzw. weiterentwickeln können. Die bestehende Organisation muss dann auf die neue Sichtweise der Datenanalyse und den daraus folgenden Maßnahmen ausgelegt sein – ebenfalls eine große Herausforderung. Die Umsetzung dieser neuen Systeme stellt daher einen Paradigmenwechsel für Städte und Kommunen dar.

Allerdings ist die Zeit reif für neue Entscheidungen und vor allem junge Mitarbeitende fordern auch aktiv neue Technologien und Lösungen ein.

Mehr Wissen und Mehr Machen

Mehr Wissen und Mehr Machen

Quelle: Benz + Walter GmbH

Benz + Walter ist an der Beantragung, Konzeptionierung und der späteren Umsetzung datenbasierter Systeme in mehreren Städten beteiligt. Dabei folgt das Vorgehen der Maxime „Mehr Wissen und Mehr Machen“. Die oben angegebene Abbildung verdeutlicht: Dieser Prozess muss kontinuierlich gestaltet werden und führt zu stetigen Verbesserungen auf der Basis eines Stroms von Entscheidungen, die immer wieder rückgekoppelt werden – eine Spielwiese für die „Künstliche Intelligenz“ bzw. Big Data Analytics.

Auf Basis eines analytischen Systems werden beispielsweise Verkehrs- und Umweltdaten der Stadt gesammelt und in Fast-Echtzeit ausgewertet. Damit wird es möglich, dass eine Vielzahl an relevanten Fragestellungen beantwortet werden können, so dass die Stadt die richtigen Maßnahmen ergreift bzw. den Erfolg der umgesetzten Maßnahmen auch bewerten kann. Hierzu gehören beispielsweise die Identifikation des Zusammenhangs zwischen dem Verkehr an einem Verkehrsknoten und den dort auftretenden Schadstoffemissionen in der Luft. Darüber hinaus kann auch bestimmt werden, welche möglichst optimale Maßnahmen zur Steuerung des Verkehrs bei einem Großereignis in der Stadt in Betracht gezogen werden müssen.

Auch die Verkehrsplanung wird durch die neue Transparenz und die Rückverfolgbarkeit der Verkehrsströme entscheidend verbessert.

Vorteile, die sich direkt aus dem analytischen System der aktiven Datensammlung und -analyse ergeben und die die Stadt nicht mehr missen möchte.

Auf dieser digitalisierten Basis ist dann eine datenbasierte, multimodale, umweltsensitive Verknüpfung der Verkehrsangebote unter Berücksichtigung individueller Strategie möglich. So ist die Stärkung des Umweltverbunds und die Verbesserung von Reisezeiten jederzeit messbar und bewertbar. Dieser stetig erhobene „Digital Mobility Split“ liefert die notwendigen Zahlen, Daten und Fakten für die Nutzenden und trägt tatsächlich zur Umsetzung der Mobilitäts­wende bei.

Dr.-Ing. Michael Benz, Geschäftsführender Gesellschafter und COO Benz + Walter GmbH

info@benz-walter.de

https://www.benz-walter.de/