"Jede Stadt ist einzigartig"

12.12.2024

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Copyright: Deutsche Bahn AG/ Christian Bedeschinski
Copyright: Deutsche Bahn AG/ Christian Bedeschinski

Das Oliver Wyman Forum präsentiert in Zusammenarbeit mit der University of California, Berkeley, seinen fünften Urban Mobility Readiness Index, eine Rangliste von 65 Großstädten weltweit hinsichtlich ihrer Vorbereitung auf die Zukunft der Mobilität.

Anlässlich seines fünften Jahrestages stellt der Index auch maßgeschneiderte Empfehlungen zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und der nachhaltigen Mobilität für Berlin vor.

Dazu Joris D’Incà, Experte für Mobilität und Transport bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman: “Der Bericht verfolgt nicht die Absicht, Medaillen oder Schmähpreise zu verleihen. Die 56 für jede Stadt ermittelten Parameter geben ein sehr differenziertes Bild ab. Das Ranking anhand eines einzigen aufsummierten Indexes sollte daher nicht überbewertet werden. Vielmehr wollen wir mit dem Bericht Impulse geben, was Städte von anderen Städten lernen können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jede Stadt andere Voraussetzungen mitbringt.”

 

Was Berlin bei der urbanen Mobilität gut macht

Was Berlin bei der urbanen Mobilität gut macht

Berlins öffentlicher Personennahverkehr ist bekannt für sein vielfältiges und multimodales Angebot an Verkehrsmitteln, die erschwinglich, leicht zugänglich und für die Bewohner der Stadt über die integrierte Verkehrs-App des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) leicht zu navigieren sind. Die erschwinglichen Fahrpreise sind zum Teil auf das Deutschland-Ticket der Bundesregierung zurückzuführen, mit dem Pendler für rund 49 Euro (2025: 58 Euro) pro Monat alle Angebote des ÖPNV nutzen können. In den Teilindizes „Öffentlicher Nahverkehr“ und „Nachhaltige Mobilität“ liegt Berlin unter den Top 10.

"Hervorzuheben in allen städtischen Mobilitätskonzepten ist die Vernetzung der Mobilitätsangebote."

Joris D’Incà

Joris D’Incà sagt „Bei „Mobility as a Service“ wird die gesamte Reise unabhängig vom Verkehrsmittel wie ÖPNV, Scooter oder Leihfahrrad gebucht. Damit haben Städte in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt.”

Mit einem Schwerpunkt auf aktiver Mobilitätsinfrastruktur wie autofreien Zonen für Fußgänger, hat Berlin einen der höchsten Fußgängeranteile im Index. Der Berliner Klimaplan 2030 sieht die Bereitstellung von jährlich 69.000.000 Euro für den Ausbau der bestehenden Radverkehrsinfrastruktur und Mobilitätsstrukturen vor.

Wie Berlin seinen öffentlichen Nahverkehr und seine nachhaltige Mobilität verbessern kann

Wie Berlin seinen öffentlichen Nahverkehr und seine nachhaltige Mobilität verbessern kann

Berlin verfügt zwar über ein gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrssystem, doch müssen einige Einwohner lange Fußwege zu den Bahnhöfen in Kauf nehmen. Um die Haltestellendichte zu erhöhen und die Fahrgastzahlen zu steigern, kann die Stadt mehr Haltestellen entlang der bestehenden Bus- und Straßenbahnlinien einrichten – eine kosteneffektive Verbesserung, die den Einwohnern zugutekäme. Die Einrichtung zusätzlicher Buslinien ist eine weitere relativ einfache Lösung, um unterversorgte Gebiete der Stadt zu erschließen. Langfristig wird die Einrichtung neuer U-Bahn-Stationen der Schlüssel zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sein, aber das wird ein zeit- und kostenaufwändiges Unterfangen sein. Der angekündigte Ausbau des Schnellbahnsystems würde einen Fortschritt darstellen.

Berlins Ladenetzwerk für EV ist im Vergleich zu anderen Städten unterentwickelt. Um ein fortschrittliches Ladenetzwerk wie in Amsterdam anbieten zu können, müsste die Stadt den Aufbau von Ladestationen beschleunigen und die Ladestationsdichte um das 14-fache erhöhen. Die Stadt kann diese Lücke schließen, indem sie Anreize auf Stadtebene schafft, die bestehenden Investitionen der Bundesregierung in öffentliche Ladestationen ausweitet und die Installation von privaten Ladestationen unterstützt.

„Es ist nicht immer zielführend, eine sehr dichte Ladeinfrastruktur für E-Autos aufzubauen, denn wenn man herkömmliche Autos durch E-Autos ersetzt, hat man noch immer gleich viele Autos in einer Stadt.”

Joris D’Incà

Abschließend sagt Joris D’Incà: “Jede Stadt ist einzigartig, und jede hat ihre eigenen Herausforderungen in der Mobilität. Diese sind mit herkömmlichen Technologien oft nicht einfach zu lösen. Innovation ist ein Schlüssel zu deren Bewältigung. Dafür ist ein Schulterschluss zwischen Wirtschaft und den Städten notwendig.”

Der nächste Urban Mobility Readiness Index erscheint in Kürze auf www.oliverwymanforum.com