Bund soll Häfen bei der Transformation mehr unterstützen

20.03.2025

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Copyright © HHLA_ Raetzke
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Die Transformation der Häfen, die Erneuerung und der Ausbau der Hafeninfrastrukturen erfordern beträchtliche Investitionen. Kajen müssen saniert, Flächen und Verkehrswege ertüchtigt, Umschlaganlagen für grüne Energieträger und Landstromversorgungen müssen errichtet werden. Beim Lenkungskreis Häfen und Schifffahrt erläuterte Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation der Freien Hansestadt Bremen, die Prioritäten des bremischen Senats für den Hafenstandort.

Bildquelle: ©Hartmann/Magistratspressestelle

„Es ist weiterhin mehr Unterstützung der Bundesregierung nötig, wenn die Transformation der Häfen gelingen soll. Trotz nationaler Hafenstrategie bleibt der Bund bei der Seehafenfinanzierung weitgehend untätig. Die Länder alleine werden die riesigen Investitionen nicht stemmen können. Die Anforderungen an die Ertüchtigung der Seehäfen betreffen nicht nur den Warenumschlag für die Republik, sondern auch die Energiewende. Die Off- und Onshore-Komponenten werden über die Seehäfen umgeschlagen. Zwar hat die Verkehrsministerkonferenz der Länder das Bundesverkehrsministerium und die Autobahn GmbH des Bundes gebeten, die Bedingungen von Großraum- und Schwertransporten für die Energiewende zu verbessern, aber die Unternehmen wollen dennoch in der Nähe von Kaianlagen produzieren, da der Weg zu seetiefen Hafenanlagen nicht weit ist. In Bremerhaven will die Lloyd Energy beispielsweise die Konverter für Offshoreparks bauen. Es ist ein Erfolg, dass es gelungen ist, das Großbürgschaftsprogramm für Konverter zu öffnen, und die Unternehmen somit bei der Bauzeitfinanzierung nicht nur durch die Länder, sondern auch durch den Bund abgesichert werden. Aber während Bremen eigene Mittel einsetzt, um die dringend notwendige Infrastruktur – wie die Sanierung der Kaje der Lloyd Werft – zu finanzieren, bleibt die Bundesregierung weit hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück“, stellte Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation der Freien Hansestadt Bremen, klar.

"Es ist ein Erfolg, dass es gelungen ist, das Großbürgschaftsprogramm für Konverter zu öffnen, und die Unternehmen somit bei der Bauzeitfinanzierung nicht nur durch die Länder, sondern auch durch den Bund abgesichert werden. "

Kristina Vogt

„Neben dem Energyport in Bremerhaven soll im Neustädter Hafen ein Terminal für CO2-Umschlag entstehen. Darüber hinaus sichern die Küstenländer den größten Teil des internationalen Warenumschlags für alle Bundesländer. Zusätzlich zu den Anforderungen an Digitalisierung und Klimaschutz muss die Resilienz der Häfen gesteigert werden und die Häfen gegen Angriffe von außen geschützt werden. In diesem Zusammenhang wird auch die Raumfahrt immer bedeutender. Der bisherige Seehafenlastenausgleich reicht nicht aus, um diese immensen Herausforderungen zu bewältigen."

Melf Grantz, Oberbürgermeister der Stadt Bremerhaven, griff den Aspekt des Hafenlastenausgleichs auf: „Die Ausstattung des Hafenlastenausgleichs ist mit 40 Millionen Euro angesichts der Herausforderungen bei der Hafeninfrastruktur vollkommen unzureichend. Es sind mindestens 400 Millionen Euro jährlich nötig.“ Gantz forderte ebenfalls die Verkehrsinfrastruktur, insbesondere die Hafenhinterlandanbindungen durch Schiene und Autobahn, zu ertüchtigen. Die Stadt sei außerdem stolz auf das DLR-Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen, welches einen wichtigen Bestandteil des Forschungsstandortes darstelle.

"Hafenlastenausgleich: Es sind mindestens 400 Millionen Euro jährlich nötig."

Melf Grantz

Vom All in die maritime Welt

Gastgeber der Sitzung war das DLR-Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen in Bremerhaven. Die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla hob den intensiven Wissensaustausch zwischen den verschiedenen Instituten und Arbeitsbereichen hervor. So gebe es DLR-Institute mit maritimen Forschungsanteilen in Bremerhaven, Geesthacht, Kiel, Neustrelitz, Oldenburg und Braunschweig. Kaysser-Pyzalla sagte: „Wichtige Themen-Cluster sind bei uns neben der Luft- und Raumfahrt, Verkehr und Energie sowie die Sicherheitsforschung. Die Nutzung von Daten der satellitengestützten Erdbeobachtung im maritimen Bereich beinhaltet unter anderem die kleinräumige Kartierung von Emissionen, die Optimierung von Schiffsrouten und resiliente Navigation.“ Als weitere Arbeitsgebiete des DLR nannte sie die Automatisierung und Assistenzsysteme sowie neue Antriebskonzepte und Energiesysteme für die Schifffahrt.“

Schutz maritimer kritischer Infrastrukturen

Copyright © DLR-Institut/ Dr.-Ing. habil. Frank Sill Torres
Copyright © DLR-Institut/ Dr.-Ing. habil. Frank Sill Torres

Dr.-Ing. habil. Frank Sill Torres berichtete als kommissarischer Institutsdirektor über die Projekte am DLR-Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen. Die Sicherheitsforschung sei im DLR ein Querschnittsthema. Die Arbeit profitiere stark vom Transfer zwischen den Sektoren. Sill Torres: „Unser Institut verfolgt das Ziel, umfassende Lagebilder für die maritime Sicherheit bereitzustellen, die Aufklärung, Analyse und vorausschauende Einschätzungen ermöglichen. Grundlage hierfür ist ein modulares, echtzeitfähiges Multisensor-Netzwerk, das eine Vielzahl verteilter Sensoren integriert. Ein zentraler Bestandteil der Datenauswertung sind KI-gestützte Verfahren, die unter anderem zur Anomalieerkennung eingesetzt werden. Diese Technologie findet Anwendung im Projekt MARLIN (Maritime Awareness Realtime Instrumentation Network). Ziel von MARLIN ist der Schutz von Häfen durch den Einsatz von Sensoren sowohl über als auch unter Wasser. Das System ermöglicht die Erstellung komplexer Lagebilder und die gezielte Steuerung notwendiger Maßnahmen. Bereits 2022 wurde MARLIN erfolgreich im Hafen von Nordenham demonstriert.“

"Ein zentraler Bestandteil der Datenauswertung sind KI-gestützte Verfahren, die unter anderem zur Anomalieerkennung eingesetzt werden."

Ausbau zu Energiehäfen: Rechts- und Umsetzungsfragen

Copyright ©GSK Stockmann / Niedersachsen Ports
Copyright ©GSK Stockmann / Niedersachsen Ports

Wie die niedersächsischen Häfen an die Transformation in Wilhelmshaven, Cuxhaven und Stade herangehen, erklärte NPorts-Geschäftsführer Holger Banik. Die genannten Häfen stellen strategische Standorte für den Energieumschlag in Niedersachsen dar. Banik: „Für Cuxhaven spielt die Wind-Industrie eine wichtige Rolle. Wir erweitern die Infrastruktur, denn sie muss der industriellen Expansion vorausgehen. Wir müssen für die nötigen Rahmenbedingungen sorgen. Wichtig ist vor allem der politische Rückhalt“, so Banik. Ein weiterer Schlüsselfaktor sei die Investitionsentscheidung privatwirtschaftlicher Akteure, beispielsweise das Engagement der Buss Group beim Aufbau von Terminals für verflüssigte Gase.

"Wir erweitern die Infrastruktur, denn sie muss der industriellen Expansion vorausgehen."

Holger Banik

Wie funktioniert der Ausbau der Energiehäfen aus rechtlicher Sicht bei Genehmigung, Finanzierung, Beihilfe, Vergabe, Bauauftrag und Nutzerverträge? Das klärte Dr. Arne Gniechwitz, Rechtsanwalt und Partner bei GSK STOCKMANN. Zwischen den genannten Bausteinen bestünden gegenseitige Abhängigkeiten. "Im Fall von Cuxhaven ist bereits 2020 der Planfeststellungsbeschluss ergangen. Erst 2024 ist die Beantragung von GRW-Mittel (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“) erfolgt und der Antrag auf Genehmigung bei der Europäischen Kommission dafür eingereicht worden. Ohne weiteren Verzug wurden dann Bauunternehmen ausgewählt, Konzessionäre gesucht und der Bau eingeleitet. Vor dem Zuschlag auf den Bauauftrag und vor Vorgabe der Konzessionsverträge hat die Europäische Kommission den Antrag genehmigt.“