Automobilindustrie: Nachhaltig und technologieoffen

22.05.2025

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©BMW Group
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Die Automobilindustrie sieht sich einer zunehmenden Komplexität der Rahmenbedingungen gegenüber. Handelspolitik, Zölle, der Ausgang von Wahlen in wichtigen Ländern, Diversifizierung der Antriebstechnologien, die Politik der EU – alle diese Faktoren haben starke Auswirkungen. Im Lenkungskreis Straßenverkehr ging es um die aktuelle Lage der Automobilindustrie und die Fortsetzung der Antriebs- und Kraftstoffstrategie. Mit einem ganzheitlichen Ansatz, der den gesamten Lebenszyklus von der Lieferkette, über Produktion bis zur Nutzungsphase einbezieht, will BMW diesen Herausforderungen begegnen und innovative Fahrzeuge auf den Markt bringen.

„Die deutsche Automobilindustrie ist in ihren Zielsegmenten, insbesondere im Premiumsegment unverändert Weltmarktführer“, betonte eingangs Dr. Marcus Wachtmeister, Leiter politische Interessensvertretung Deutschland, BMW Group. „Der Anteil vollelektrischer Automobile an den weltweiten Auslieferungen der BMW Group betrug 2024 über 17 Prozent“.

"Wir wollen die Nachhaltigkeit der Vorkette bei der Elektromobilität weiter verbessern und nutzen dazu Erneuerbare Energien und Rezyklate."

Die Emissionssenkung über den gesamten Lebenszyklus sei für BMW ein zentrales Ziel, auf Produktseite sei die Elektromobilität dafür ein Hauptpfad. Dabei setze BMW auf eine flexible Produktion, die alle Antriebsarten ermögliche, der Hersteller plane ab 2025 mit der „Neuen Klasse“ ein elektrisches, zirkuläres und digitales Fahrzeugkonzept auf den Markt zu bringen. „Wir wollen die Nachhaltigkeit der Vorkette bei der Elektromobilität weiter verbessern und nutzen dazu Erneuerbare Energien und Rezyklate. Die Produktion der Neuen Klasse wird ab 2027 auch im Werk München erfolgen. In Irlbach-Straßkirchen entsteht ein großes neues Montagewerk der BMW Group für Hochvoltbatterien“, so Wachtmeister.

Wichtig für den Erfolg der Elektromobilität seien stabile Rahmenbedingungen, Ladeinfrastruktur, Rohstoffversorgung und Marktakzeptanz. Neben batterieelektrischen Antrieben spielten auch Brennstoffzellen und nachhaltige Verbrennungsmotoren eine Rolle, insbesondere in Asien.

 

E-Mobilität: Wo stehen wir und wie geht es weiter?

V. l.: Dr. Eck (DVF); Küster; Lehrich; Hillebrand (ADAC); Dr. Wachtmeister; Dr. van Hoorn (DVF)

Als Verbraucherverband für Mobilität hat der ACV die Nutzersicht im Fokus. Und aus Nutzersicht ist das Auto nach wie vor Nummer Eins bei den Verkehrsmitteln. Holger Küster, Geschäftsführer, ACV Automobil-Club Verkehr, unterstrich die zentrale Rolle des Autos und den momentanen Trend bei der Zulassung: „Der Motorisierungsgrad in Deutschland steigt. Gegenwärtig werden 2,6 Millionen Pkw pro Jahr neu zugelassen, die keine E-Autos sind. Auf mittlere Sicht wird es also einen hohen Bestand an Verbrennern geben.“

"Die Ende 2023 ausgelaufene Förderung von E-Pkw war ein Rückschlag. Aber die Bezahlbarkeit und Verlässlichkeit der Elektromobilität sind entscheidend für deren Erfolg. "

Die Verkehrswende werde sich demnach am Massensegment entscheiden. Küster hob hervor, dass Verunsicherungen der Verbraucher hinsichtlich E-Autos überwunden werden müssten, um eine breite Akzeptanz zu erreichen. „Die Ende 2023 ausgelaufene Förderung von E-Pkw war ein Rückschlag. Aber die Bezahlbarkeit und Verlässlichkeit der Elektromobilität sind entscheidend für deren Erfolg. Wir schätzen, dass die Umstellung auf E-Autos in Deutschland mindestens bis 2040 dauert, wenn nicht länger.“ Daher seien laut Küster Maßnahmen zur Emissionsminderung bei Bestandsfahrzeugen, etwa durch nachhaltige Kraftstoffe, besonders wichtig. Zudem bestehe großer Handlungsbedarf im Güterverkehr, vor allem bei der Versorgungsinfrastruktur für Lkw mit alternativen Antrieben, um die Mobilitätswende voranzutreiben. „Für Lkw-Ladestationen und Stellplätze, aber auch bei der Brückensanierung besteht hoher Investitionsbedarf.“ Küster verwies auf ein Positionspapier des ACV zur Verkehrswende mit Fakten, Hintergründen und Lösungsperspektiven.

KI für mehr Verkehrssicherheit: Der Weg zur Vision Zero

Copyright © Marc-Pascal Lehrich / Vitronic
Copyright © Marc-Pascal Lehrich / Vitronic

Marc-Pascal Lehrich, Business Development Manager, VITRONIC Machine Vision GmbH, verwies zu Beginn auf die alarmierende Zahl von Verkehrsunfällen, die durch Handy-Nutzung am Steuer verursacht werden. Er warf die unverändert dringliche Frage auf, wie Deutschland der Vision Zero – null Verkehrstote – näherkommen kann. Er stellte hierzu die Fortschritte in der KI-basierten Verkehrssicherheit vor: moderne Kamerasysteme und KI-Analysen bieten eine präzise Kontrolle über die Nutzung von Handys am Steuer. „Diese Technologien, wie der Smart Traffic Sensor von Vitronic, können beispielsweise das Handyverbot, Gurtpflicht und Rotlichtverstöße in Echtzeit erfassen“, so Lehrich. „Die Geräte können auf diese Weise sehr komplexe Verkehrssituationen erfassen. Daraus ergeben sich wertvolle Ansätze, um besonders vulnerable Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer zu schützen. Ferner zeigen Studien, dass intelligente Kreuzungen durch Sensorintegration Kollisionsrisiken deutlich senken können.“

"Diese Technologien, wie der Smart Traffic Sensor von Vitronic, können beispielsweise das Handyverbot, Gurtpflicht und Rotlichtverstöße in Echtzeit erfassen."

Für Lehrich ist KI ein mächtiges Werkzeug, um den Verkehr sicherer zu machen. Er fordert, neue Technologien verstärkt im öffentlichen Raum zu testen und die Datenschutzrichtlinien zu vereinfachen, um die Verkehrssicherheit in Deutschland nachhaltig zu verbessern.