Mobilität ist Fundament unseres Wohlstands

35. Mitgliederversammlung des Deutschen Verkehrsforums zur „Zukunft der Mobilität“:

V. l. Lewe, Jungo Brüngger, Dr. Delhaes (Moderator) Handelsblatt, Williams, Dr. Eichhorn
V. l. Lewe, Jungo Brüngger, Dr. Delhaes (Moderator) Handelsblatt, Williams, Dr. Eichhorn

Zur Bildergalerie

Zur Rede Prof. Dr.-Ing. Klinkner

Berlin, 12. April 2019 – Der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir hat auf der gestrigen 35. Mitgliederversammlung des DVF seine Absicht bekräftigt, Hessen zum Vorreiter der Mobilitätswende zu machen. Dazu bedürfe es einer Stärkung des ÖPNV und insbesondere eines Ausbaus des Schienennetzes im Raum Frankfurt: „Davon wird ganz Deutschland profitieren, denn ein Drittel der Verspätungen des nationalen Schienenverkehrs entstehen im Knoten Frankfurt. Ich freue mich, dass nach langem Stillstand nun investiert wird. In den vergangenen Jahren sind in Hessen fast 300.000 neue Arbeitsplätze entstanden, die meisten davon im Raum Frankfurt/Rhein-Main. Den Menschen, die im Umland wohnen, müssen wir für Ihren Arbeitsweg eine Alternative zum Auto bieten, sonst werden wir die Mobilität nicht aufrechterhalten können.“

Ein leistungsfähiges Verkehrssystem sei von zentraler Bedeutung für Deutschland und das Fundament des Wohlstands, führte Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner bei seiner Antrittsrede als neuer Präsidiumsvorsitzender des Deutschen Verkehrsforums aus: „Mobilität und Verkehr sind unauflösbar verwoben mit dem Leben der Menschen und dem Erfolg unseres Landes. Der Verkehrssektor steht jedoch vor immensen Herausforderungen. Dazu zählen in erster Linie die Themenfelder Infrastruktur, Klimaschutz und Digitalisierung. Ob es um leistungsfähige Verkehrswege, Maßnahmen für den Klimaschutz oder Automatisierung geht – wir haben es mit Disruption im Mobilitätssektor zu tun. Die Karten werden national und international neu gemischt – es geht darum, Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung in Deutschland langfristig zu sichern.“

Die Themen Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung im Verkehrssektor stellen die gesamte Branche vor große Aufgaben, darüber war sich die hochkarätig besetzte Teilnehmerrunde einig. Es geht nicht zuletzt darum, Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu erhalten und neue wettbewerbsfähige Produkte anzubieten. Der Bund müsse den Prozess aber auch durch Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur, Digitalisierung und den ÖPNV aktiv begleiten. Der Investitionsschub müsse unmittelbar ansetzen, denn sonst würden die Klimaziele verfehlt.

„Wir stehen vor einer echten Zeitenwende: Die Mobilität der Zukunft ist vernetzt, autonom, geteilt und elektrisch. Diese Transformation gestalten wir bei Daimler nachhaltig und rechtssicher – nur so bleiben wir zukunftsfähig“, erklärte Renata Jungo Brüngger, DVF-Präsidiumsmitglied und Vorstand Integrität und Recht, Daimler AG. Die Industrie werde enorm herausgefordert. Wichtige Grundlage für Zukunftstechnologien sei auch eine einheitliche internationale Gesetzgebung, zum Beispiel beim autonomen Fahren.

Für die Bürger und die Industrie stehe ein großer Wandel bevor, so Antje Williams, Executive Program Manager 5G, Deutsche Telekom AG: „Industrien, die vorher separat gearbeitet haben, haben verstanden, dass sie künftig bedingt durch neue Technologien und Anwendungen viel enger zusammenarbeiten arbeiten müssen. Zukünftig wird fast alles miteinander vernetzt sein. Konnektivität ist die Basis für das Vernetzen von Menschen und Maschinen.“ Williams betonte, dass den Menschen auch vermittelt werden müsse, wozu die Vernetzung gut sei, etwa für mehr Sicherheit im Straßenverkehr bei autonom fahrenden Autos.

Auf die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ging Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Münster, ein. Man müsse den Menschen den Mehrwert der neuen Techniken erklären. Auch dürfe es nicht dazu kommen, dass die alten Autos lediglich durch neue mit anderen Antriebstechniken ersetzt würden und damit der stärkere Umstieg auf den ÖPNV verpasst werde: „Die Verkehrslage in den Städten zeigt, wie dringend wir eine nachhaltige und zukunftsgerechte Ausrichtung städtischer Mobilität brauchen. Für die lebenswerte Stadt von morgen muss insbesondere der Umweltverbund aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr weiter gestärkt werden. Die Städte schaffen dafür neue Infrastruktur und attraktive Angebote, damit noch mehr Menschen auf das eigene Auto verzichten und die regelmäßigen Wege auf möglichst umweltfreundliche Weise zurücklegen.“

Auch Dr. Maximilian Eichhorn, Global Head of Business Development and Strategy, Siemens Mobility GmbH, sah im Schienenverkehr das Rückgrat zur Bewältigung des Verkehrswachstums. „Die Mobilität der Zukunft funktioniert vernetzt. Der Schienenverkehr ist dabei unverzichtbar. Es gibt bereits viele technische Lösungen, die den dichten Verkehr in den Städten entlasten können, angefangen bei leistungsfähigeren Fahrzeugen und Infrastruktur über moderne, ganzheitliche Wartungskonzepte bis hin zu Lösungen für intermodales Optimieren. Wir müssen die Lösungen endlich flächendeckend implementieren.“

„Auch die intelligente Nutzung von Daten revolutioniert die Mobilität. Wichtig ist, dass wir die Chancen der Digitalisierung verantwortungsvoll nutzen“, so Jungo Brüngger abschließend.