DVFragt nach: Christina Foerster zu Zukunftsperspektiven im Luftverkehr

Diese Krise ist eine Zäsur

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Berlin, 15. Dezember 2020 - Das DVF hat für sein neues Dialog-Format „DVFragt nach“ Christina Foerster, Vorstandsmitglied der Deutschen Lufthansa AG und DVF-Präsidiumsmitglied, zur aktuellen Situation der Mobilitätswirtschaft und der Lufthansa AG befragt. Foerster wurde am 1. Januar 2020 in den DLH-Vorstand berufen und übernahm das Ressort „Customer, IT & Corporate Responsibility“. Seit dem 30. Juni 2020 ist sie zudem für die Bereiche „IT und Digitalisierung“ sowie den Lufthansa Innovation Hub verantwortlich.

Wie haben Sie Ihren Start in der neuen Position mit der dramatischen Corona-Pandemie erlebt?

Nach den drei erfolgreichsten Jahren der Unternehmensgeschichte sind wir unverschuldet in die bislang größte Krise geraten. Diese Krise ist eine Zäsur, sie wird die Lufthansa Group langfristig verändern. Jetzt kommt es darauf an, dass Beste aus der Situation zu machen, das heißt, möglichst viele Arbeitsplätze wie nur möglich zu erhalten und den Konzern gleichzeitig für die Zukunft stark aufzustellen. Das verlangt allen Beteiligten enorm viel ab. Aber ich spüre auch einen großen Zusammenhalt und viel Engagement im Unternehmen. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir die Krise gut meistern werden. Aber klar ist: der Weg wird lang und beschwerlich.

Was erhoffen Sie sich von der deutschen und europäischen Politik hinsichtlich der stark unterschiedlichen Corona-Vorschriften?

Wechselnde und uneinheitliche Einreise- und Quarantäneregeln erschweren die Erholung des Luftverkehrs erheblich. Viele Menschen wollen oder müssen reisen, aber der Flickenteppich an Reiserestriktionen schreckt sie ab. Die Welt bleibt – trotz Pandemie – wirtschaftlich und kulturell eng verflochten. Deswegen muss, sobald die Gesamtlage es zulässt – also das Infektionsgeschehen wieder kontrollierbarer ist – auch der Flugverkehr in größerem Umfang wieder möglich werden. Ziel muss es sein, Infektionsschutz und Reisefreiheit bestmöglich zu vereinbaren. Daran arbeitet die Lufthansa Group intensiv. Aber auch die Politik in Berlin und Brüssel muss differenzierte Lösungen finden. Dazu gehört eine konsequente und flächendeckende Teststrategie. Sie bietet mehr Sicherheit als Quarantänevorschriften, deren Einhaltung nur schwer kontrollierbar ist. Verbindliche negative Tests bei Abflug oder Rückkehr sind der Schlüssel, um Flugverkehr in der Pandemie zu ermöglichen. Außerdem sollte die Bundesregierung bilaterale Vereinbarungen mit anderen Ländern treffen, um gegenseitig gesundheitlich sicheres Reisen zu ermöglichen.

Was können die Airlines selbst tun, um das Vertrauen ihrer Kunden in dieser schwierigen Lage zu sichern?

Infektionsrisiken minimieren und die Gesundheit von Kunden und Crews zu schützen, ist oberstes Ziel der Lufthansa Group. Gleich zu Beginn der Pandemie haben wir umfassende Hygienemaßnahmen eingeführt, darunter eine strenge Maskenpflicht an Bord. Grundsätzlich ist das Risiko, sich an Bord eines Flugzeugs mit dem Virus anzustecken, sehr gering. Durch eine vertikale Luftströmung und den Einsatz von Hochleistungsfiltern, die dem Standard der Filter eines klinischen Operationssaals entsprechen, ist die Luft an Bord äußerst sauber. Vor dem Hintergrund der ständig wechselnden Einreisebestimmungen bieten die Netzwerk Airlines der Lufthansa Group ihren Passagieren einen besonderen Schutz: Neben sehr flexiblen Umbuchungsmöglichkeiten erhalten Reisende unabhängig vom gebuchten Tarif eine grundsätzliche Rückfluggarantie auf allen europäischen Strecken.