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CO2-Ziele für Lkw: Reaktionen aus der Transportbranche

Von „illusorisch“ über „willkommene Abwechslung“ bis zu „gehen nicht weit genug“, reichen die Reaktionen auf die Vorschläge der EU-Kommission zur Reduzierung der CO2-Emissionen für Lkw. Vor allem eine Entscheidung über das Einsetzen und einer Förderung von alternativen Kraftstoffen fehlen den Logistikverbänden. Sie mahnen vor finanziellen Problemen, die jetzt vor allem auf kleinere und mittelständische Speditionen zukämen.

Nachdem die EU-Kommission am Dienstag, 14. Februar, ihre Vorschläge für die künftigen CO2-Flottengrenzwerte für Lkw und Busse vorgestellt hat, fielen die Reaktionen der Branche sehr unterschiedlich aus. Die CO2-Reduzierungsziele für Lkw, die bis 2030 zu erreichen sind, werden deutlich angehoben. Außerdem will die Kommission eine Reduzierung der CO2-Emissionen von neuen Lkw bis 2040 um 90 Prozent durchsetzen.

Die aktuellen Vorschläge würden eine willkommene Abwechslung zu den derzeitigen Vorschriften und den jüngsten Überlegungen der Kommission in Bezug auf die Dekarbonisierung des gewerblichen Verkehrs darstellen, heißt es seitens der International Road Transport Union (IRU), dem Dachverband der Straßentransportwirtschaft. „Der gewerbliche Schwerlastverkehr unterscheidet sich vom Pkw-Verkehr. Unser Sektor hat sich zwar voll und ganz der Dekarbonisierung verschrieben, aber in diesem neuen Kapitel sollten alle Optionen zur Erreichung der Kohlenstoffneutralität offen bleiben“, sagte Raluca Marian, EU-Direktorin für Interessenvertretung der IRU. Indem die Kommission die Kontinuität des Verbrennungsmotors für schwere Nutzfahrzeuge akzeptiert habe, „hat die Europäische Kommission eine positive Wende vollzogen“, so Marian.

Es müsse jedoch sichergestellt sein, dass „der endgültige Ansatz den kohlenstoffneutralen Kraftstoffen eine echte Chance gibt, auf dem Markt zu bleiben“. Wenn die Branche nur bei einem sehr kleinen Prozentsatz der Neuverkäufe von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor rechnen könne, sei zu bezweifeln, ob „dies eine echte und praktische Option für uns sein wird“, so Marian. (...)

Bisher fehlt die erforderliche Ladeinfrastruktur

Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach sich für technologieoffene Lösungen aus: „Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir uns alle Möglichkeiten und Technologien offen halten. Europa hat sich darauf verständigt, dass von 2035 an nur noch klimaneutrale Pkw auf den Markt kommen sollen. Wir dürfen dabei nicht auf E-Fuels verzichten. Sowohl für die Bestandsflotte als auch für neue Fahrzeuge bieten E-Fuels klimaneutrale Mobilität mit Verbrennungsmotoren. Das gilt auch für Lkw und Busse.“

Auch Heike van Hoorn, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums (DVF), sprach das Thema Ladeinfrastruktur für Lkw an. „Ab 2024 werden viele Hersteller große elektrische Lkw anbieten. Das Transportgewerbe steht bereit, um Nutzfahrzeuge mit neuen Antrieben zügig auf die Straße zu bringen. Allerdings fehlt dafür die erforderliche Ladeinfrastruktur. Schwere Lkw stellen enorm hohe Anforderungen an die Fahrzeugleistung und das Ladenetz. Betriebswirtschaftliche Faktoren wie Zuladung, Wartung und Preis sind wichtig. Der Gesetzgeber in Brüssel sollte sich bewusst sein, dass die Voraussetzungen für die Transformation im Nutzfahrzeugsegment jetzt geschaffen werden müssen – und zwar sehr schnell und in ganz Europa.“

Sie forderte, die „Ladeinfrastruktur und Infrastruktur für Wasserstoff/Brennstoffzellen-Lkw mit höchstem Tempo“ aufzubauen. Die Ressourcen müsse man „auf den Umbau der Antriebe und Kraftstoffe konzentrieren“ und daher „Anforderungen für die Neuentwicklung konventioneller Fahrzeugantriebe in Euro 7 auf ein praktikables Niveau begrenzen“.