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Verkehrspolitik: Wenn Ideen auf die Praxis treffen

Wie die Zukunft des Güterverkehrs aussehen könnte, skizziert die neue gleitende Langfristprognose des Bundesverkehrsministeriums. Doch wie realitätsnah sind die Annahmen und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen? Eine kritische Würdigung von Florian Eck, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums.

Mit der Gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose setzt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) auf zwei Neuerungen: Analog zur Gleitenden Mittelfristprognose soll künftig nicht nur dann in die Zukunft geschaut werden, wenn eine Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans ansteht, sondern jedes Jahr. Und es soll kein punktueller Fernblick sein, sondern es werden die Entwicklungen jeweils für 15, 20, 25 und 30 Jahre fortgeschrieben. Das Prognosemodell erlaubt zudem Szenarien im Sinne eines „Was-wäre-wenn-Ansatzes“. Die vorliegende Prognose wird dabei aufgrund der wahrscheinlichsten Rahmenbedingungen „Absehbarer Weg“ genannt, eine Prognose „Alternativer Weg“ mit veränderten Annahmen ist in Arbeit.

Die Transportwelt von morgen

Der Verkehrsprognose liegen Güterströme zugrunde, die aus den gängigen Wirtschafts- und Demografieprognosen abgeleitet und über ein Raummodell gelegt werden. (...)

Wichtige Annahmen zu einigen Kostenpositionen der Logistik wurden aus der Prognose für 2040 übernommen und entsprechend hochgerechnet. Dazu gehören zum Beispiel:

  • ein CO2-Preis von 120 US-Dollar pro Tonne im Jahr 2040

  • ein Strompreisanstieg von 2019 bis 2040 um 16 Prozent

  • ein 25-prozentiger Anstieg der realen Lohnkosten für Lkw-Fahrer

  • sowie ein Anstieg der Kraftstoffpreise um 1,2 Prozent jährlich aufgrund steigender CO2- und Rohstoffkosten.

(...)

Wie kann die Vernetzung gestärkt werden? Schiene und Wasserstraße sind nach dem Wegbrechen der klassischen Massengüter auf direkte Industrieanbindungen und starke Partner im Straßengüterverkehr angewiesen. Beides muss in Zukunft ausgebaut werden. Die Straße mit ihren Stückgutpartnerschaften kann ein Vorbild sein, wie gemeinsam eine flächenhafte Erschließung erreicht wird, bei gleichzeitiger maximaler Nutzung der Bündelungsvorteile. Die Digitalisierung ist hier ein zentrales Element, für die Steuerung und Automatisierung der Verkehre ebenso wie für die bessere Zusammenführung von Angebot und Nachfrage. Förderprogramme für Citylogistik, den Kombinierten Verkehr und den Gleisanschluss sind weiter nachzuschärfen. Im Außenhandel wird die Luftfracht das wertmäßige Rückgrat bleiben, bei der Tonnage ist es der Seeverkehr. Auch hier muss die Vernetzung am Boden weitergedacht werden.

Über all dem schwebt die Frage nach der Finanzierung und dem regulatorischen Rahmen. Die Logistikunternehmen brauchen für ihre Investitionsentscheidungen Planungssicherheit. Welche Energiesteuern und CO2-Abgaben erwarten sie in den nächsten Jahren, welche Kraftstoffe werden zugelassen sein, wird es ausreichend grünen Ladestrom geben, in welchem Zustand werden die Verkehrswege sein und wo wird der Umschlag zwischen den Carriern möglich sein? Dies muss eine Standortstrategie leisten, in der die vorliegenden Konzepte zusammengeführt werden. Dann ist die Branche beim Szenario „Alternativer Weg“ dabei. 

Florian Eck ist Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums