Einführungsrede Müslüm Yakisan zum Forum auf der InnoTrans 2022

Präsident DACH Region ALSTOM, Präsidiumsmitglied Deutsches Verkehrsforum e.V.

Müslüm Yakisan
Müslüm Yakisan

"In Zukunft automatisiert – Schienenverkehr in Deutschland auf einem neuen Level“

Lassen Sie uns heute ganz konkret über die Chancen der Automatisierung sprechen, über die Vorteile für die Reisenden ebenso, wie über die Vorteile für Betreiber. Damit aus diesen Chancen auch Realitäten werden, lassen Sie uns auch darüber reden, wie wir sie in die Tat umsetzen.

Bahnfahren ist angesagt. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und vielen anderen Ländern der Welt steigt das Interesse am umweltfreundlichen Verkehrsmittel Bahn.

Dieser Trend sollte gefördert und genutzt werden, um das Klima zu schonen und Mobilität zu erhalten.

Unsere Herausforderung als Branche besteht vor allem in Deutschland darin kurzfristige Lösungen umzusetzen, durch die mehr Züge und somit auch mehr Menschen auf dem bestehenden Netz stabil und zuverlässig fahren können.

Gleichzeitig wird der Pool an Fachkräften immer kleiner.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der geburtenstarken Jahrgänge gehen bald wohlverdient in den Ruhestand, ohne dass wir auf ausreichend junge Menschen bauen können.

Gewinnen werden wir die jungen Menschen zudem nur mit moderner Technik, mit digitalen Lösungen.

Aus diesen Gründen ist es höchste Zeit den Betrieb der Eisenbahnen, also die Fahrplanerstellung, die Disposition der Züge, die Leitstellen und die Steuerungstechnik der Züge zu automatisieren und einen neuen state of the art zu schaffen.

Die erste gute Nachricht ist, wir haben schon angefangen und sowohl im ÖPNV als auch im Schienennah- und -Fernverkehr Schritte hin zur technischen Automatisierung vorgenommen.

Die zweite gute Nachricht ist, wir haben heute bereits Produkte und Möglichkeiten um mehr Züge pünktlicher fahren zu lassen. Gleichzeitig arbeiten wir heute schon an Lösungen, um den absehbaren Mangel an Fachkräften kompensieren zu können. Bevor ich einige Beispiele kurz benenne, stelle ich ihnen die Schwerpunkte unserer zwei Diskussionsrunden vor.

In unserer ersten Diskussionsrunde blicken wir auf die Potenziale der Automatisierung und Digitalisierung im Stadt- und Regionalverkehr.

Wir werden erfahren, wie zeitaufwendige Reinigungsprozesse von Schienenfahrzeugen automatisiert werden können, welche Regelungen anzupassen sind, damit selbstfahrende Straßenbahnen auch dünn besiedelte Wohnungsgebiete mit einem verlässlichen Service bedienen können und warum das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets leicht und unbeschwert sein kann.

In der zweiten Diskussionsrunde wird es um das große Ganze gehen. Wir werden über die Kernfrage reden, wie wir die Kapazität auf dem existierenden deutschen Schienennetz relativ kurzfristig erhöhen können und warum es sich bei der Modernisierung von Netz und Betrieb lohnt zu klotzen statt zu kleckern.

Weiterhin werden wir diskutieren wie wir es schaffen, Innovationen schneller in den Markt zu bringen und welche Prozesse zu beschleunigen sind.

Entscheidend wird sein, wie schnell wir die Ideen umsetzen, damit die Pendlerinnen und Pendler mehr Komfort genießen können und neue Kundinnen und Kunden gewonnen werden.

Denn anders als die offizielle Innovations-Broschüre dieser Messe, die alle Weltpremieren der Messe präsentiert, suggeriert, benötigt die Modernisierung der Schiene in Deutschland den unbedingten Schulterschluss, da es kein Selbstläufer ist.

In der InnoTrans Woche hat die Bahn die ganze Aufmerksamkeit der Welt. In den anderen Wochen des Jahres ist das anders. Die Krisen dieser Welt erlangen medial höhere Aufmerksamkeit und verdrängen strukturelle und langfristige Themen von der politischen Tagesordnung.

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