Einführungsrede Dr. Jörg Mosolf auf der transport logistic Messe

Dr. Jörg Mosolf
Dr. Jörg Mosolf

Meine Damen und Herren,

ich freue mich ganz besonders, dass ich Sie heute hier auf dem Forum des DVF auf der Leitmesse transport logistic live und vor Ort begrüßen darf.

Corona hat uns gelehrt, dass Netzwerken keine Selbstverständlichkeit ist. Das DVF hat seine beiden Diskussionsforen im Mai 2021 mit großem Erfolg hybrid in Berlin und auf der digitalen Plattform der Messe durchgeführt. Aber die Messe und Sie, die Fachbesucher, Sie haben uns dabei gefehlt. Darum ist es gut, uns auf dieser Messe wieder persönlich zu treffen und die anhaltende Aufbruchstimmung der Branche zu spüren.

Meine Damen und Herren,

die drei vergangenen Jahre haben die Lieferketten und die Logistikbranche an ihre Belastungsgrenzen geführt. Sie waren geprägt von Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Laderaumknappheit bei Schifffahrt und Luftfracht, Hafenschließungen in Fernost, bröckelnder Infrastruktur, Verwerfungen in den Lieferketten, förmlich explodierenden Energiepreise und einer extremen Inflation.

Jedes Ereignis für sich treibt uns Logistikern die Schweißperlen auf die Stirne, weil mit ihm Unberechenbarkeit einhergeht mit extremer Volatilität sowohl der Lieferketten, als auch der Produktivität.

Einige Schlaglichter:

  • Im Seeverkehr gingen die Containerraten je 40 Fuß-Container gingen 2021 / 2022 mit über 10.000 Dollar durch die Decke.
  • Gleichzeitig sanken die Pünktlichkeitsquoten teilweise auf unter 30 Prozent.
  • Der Dieselpreis stieg im vergangenen Jahr zwischenzeitlich auf über 2,15 Euro.
  • Die Strompreise stiegen am Spotmarkt von 2020 bis 2022 fast um das 8fache.

Die Logistikunternehmen haben gezeigt, dass sie diese Situationen meistern. Das ist selbstverständlich, denn das ist ihr Job als Dienstleister. Und sie haben diesen Job so gut gemacht, dass Deutschland nach dem Logistics Performance Index (LPI) der Weltbank zwar nicht mehr Logistikweltmeister ist, aber weiter in einer Spitzenposition bleibt. Ein Rating von 4,1 sichert den gemeinsamen dritten Platz mit Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz.

Aber die globalen Konflikte breiten sich aus, das geopolitische Umfeld wird instabiler. Es kriselt zwischen Taiwan und China, das Finanz- und Handelsdrehkreuz Hong Kong ist schwer angeschlagen, Singapur und Indien richten sich neu aus und bedienen die Nachfrage der internationalen Märkte. Deutschland arbeitet an seiner China-Strategie. Die „No-Go-Areas“ für den Handel und die Transporteure nehmen zu, globale Warenströme werden umgelenkt.

Das ist eine der Fragestellungen für unser heutiges Forum: Was bedeutet das für die Logistik? Werden die Lieferketten und Handelsbeziehungen künftig volatiler? Weicht die internationale Arbeitsteilung dem „Local Sourcing“?