Fehler der Vergangenheit bei Infrastrukturpolitik nicht wiederholen!

Fehler der Vergangenheit bei Infrastrukturpolitik nicht wiederholen!

Bild Quelle: Ingrid Kudirka / V. l.: Dr. Wissing, Dr. Fabian Disselbeck (BMDV), Susanne Ding (BMDV), Uwe Brinks (DHL Deutsche Post), Renata Jungo Brüngger (Mercedes Benz)

DVF-Präsidiumsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner: „Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, als der Verkehrshaushalt auf Sparflamme gesetzt und Infrastrukturpolitik nach Kassenlage gemacht wurde. Heute müssen wir die negativen Konsequenzen dieser Politik bewältigen. Klimaziele, Arbeitsplätze, Versorgungssicherheit und Krisenresilienz können wir nur mit einer leistungsfähigen und modernen Verkehrs- und Digitalinfrastruktur erreichen.“

Bundesminister für Digitales und Verkehr Dr. Volker Wissing sagte: „Mit unserem Brückenprogramm kommen wir gut voran und ich setze auch stark auf die geplanten Korridorsanierungen, die die Deutsche Bahn aktuell Schritt für Schritt angeht. Die Investitionen, die wir jetzt in unsere Infrastruktur tätigen, sind Investitionen in unsere Zukunft und vor allem in die Zukunft nachfolgender Generationen.“

"Nur mit einer modernen Infrastruktur gelingt uns der Weg in eine klimafreundliche Zukunft. Daran arbeiten wir mit Hochdruck."

Dr. Volker Wissing

Verlässlichkeit bei der Rahmensetzung notwendig

Klinkner hob hervor, dass trotz der schwierigen Umstände habe das BMDV zahlreiche wichtige Projekte bereits in Angriff genommen oder umgesetzt, etwa den Masterplan Ladeinfrastruktur II, die Digitalstrategie, die Brückenstrategie. Auch wurde einiges beschlossen, zum Beispiel das einheitliche deutschlandweite 49-Euro-Ticket oder die Verstetigung der Mittel für den Radverkehr. Ebenso werde die Beschleunigungskommission Schiene bald erste Ergebnisse vorlegen, der Expertenbeirat für Klimaschutz in der Mobilität sei eingesetzt, die Arbeit an der Nationalen Hafenstrategie und der Beteiligungsdialog zum Mobilitätsdatengesetz seien gestartet. Anerkennung finde zudem der Einsatz des Ministers in Brüssel neben der Elektromobilität auch für E-Fuels.

"Die politische Verlässlichkeit schafft die Voraussetzungen dafür, dass die Mobilitätswirtschaft ihren Teil zur Transformation und Modernisierung leisten kann und leisten will."

Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner

Daher müsse Regulierung so angelegt sein, dass neue technologische Lösungen und Produktionsstrukturen für einen emissionsarmen Verkehr unterstützt und nicht konterkariert werden. Auch auf europäischer Ebene müssten verschiedene Pakete so aufeinander abgestimmt werden, dass es nicht erst zu einer wettbewerblichen Schieflage komme, bevor dann die Maßnahmen ergriffen würden, die dem entgegenwirken sollen. Als Beispiel nannte Klinkner den Luftverkehr, der genügend freie Zertifikate brauche, um die Einführung von SAF-Quoten wettbewerblich abzufedern.

Zur Verlässlichkeit hinsichtlich des Innovationspfades gehöre, dass politische Maßnahmen wie Entlastungs- oder Konjunkturpakete, die der Abfederung von Krisen dienten, nicht zu einer Abschwächung von Signalen auf dem Weg zur Klimaneutralität führten. Das berge nicht nur die Gefahr von Verzögerungen oder gar Fehlinvestitionen bei Unternehmen, sondern koste Akzeptanz für die Klimatransformation bei den Bürgerinnen und Bürgern.

Der DVF-Präsident forderte eine Offensive zum Abbau von bürokratischen Hürden. Dies für Energie-, Verkehrs- und Digitalinfrastruktur, für Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen. Diese Offensive müsse darauf abzielen, Prozesse zu beschleunigen und eine Harmonisierung in der Handhabung gesetzlicher Vorgaben herbeizuführen. Für eine Beschleunigung im Bereich der Bürokratie müssen genügend Personal vorhanden sein. Der mühsame Personalaufbauprozess der letzten Jahre in den Behörden und Verwaltungen im Verkehrsbereich sei jedoch ins Stocken geraten. Beschleunigung hänge von den Menschen ab, die sie durchführen müssen.

Bild Quelle: ©ErikaBorbelyHansen/ V. l.: Gatzer; Prof. Dr.-Ing. Klinkner

Staatssekretär Gatzer zu Gast beim DVF-Präsidium

Auch mit Werner Gatzer, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen und neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, hat sich das DVF-Präsidium in einem persönlichen Austausch über die Themen Zukunftsinvestitionen und Finanzierung getroffen.

„Trotz der großen haushaltspolitischen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine steht die Bundesregierung zu ihren Vorhaben im Bereich der Verkehrspolitik."

Werner Gatzer

"Mittel für den Erhalt und die Weiterentwicklung einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur in Milliardenhöhe bilden nach unserer Einschätzung bedarfsgerecht Investitionen ab und bieten für die Unternehmen Planungssicherheit und einen verlässlichen Rahmen. Die deutsche Mobilitätswirtschaft hat hier den Auftrag, die tatsächlichen Bedarfe und Baukapazitäten zweckgerichtet zu definieren und eine optimale Zielwirkung des Mitteleinsatzes zu begleiten,“ so Gatzer.

Klinkner thematisierte in diesem Zusammenhang den zunehmenden Verfall der Infrastrukturen in Deutschland und forderte ein positives Investitions- und Innovationsklima. Für die Wirtschaft haben verbindlich angekündigte öffentliche Investitionslinien, klare und einfache Förderstrukturen und der regulatorische Rahmen Signalwirkung, um Personal aufzustocken, Maschinenparks anzuschaffen und Flotten umzurüsten. „Für die vor uns liegende Transformation ist angesichts des nun verabschiedeten Bundeshaushalts Planungssicherheit noch nicht ausreichend gegeben."

"Die Finanzplanung ist zu unverbindlich und nicht an die Preissteigerungen angepasst, die Verpflichtungsermächtigungen weder langfristig noch hoch genug und Entscheidungen über Förderprogramme verzögern sich.“

Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner