Editorial Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner
Der Mangel an Vertrauen ist gefährlich für den Wohlstand unseres Landes, für das Klima und für die Zukunft unserer Kinder. Es wird Zeit, dass die Koalitionspartner Vertrauen wagen und die dringenden Entscheidungen treffen – zur Erfüllung der Ziele, die sie selbst aufgeschrieben haben. Viele Koalitionsvorhaben im Verkehrsbereich harren noch der Umsetzung.
Umfrage: Infrastrukturvorhaben schneller umsetzen. Sollte Ihrer Meinung nach dabei auch der Neubau von Autobahnen beschleunigt werden?
Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat Ende März im Auftrag des DVF mehr als 2.500 Personen über 18 Jahren dazu befragt, ob auch der Neubau von Autobahnen beschleunigt werden soll. Fast 57 % sprachen sich dafür aus. Unser Appell an die Bundesregierung, beschlossene Infrastrukturprojekte aller Verkehrsträger schneller zu planen, genehmigen und bauen, findet auch in der Bevölkerung Rückhalt.
Zukunftsinvestitionen sind nicht verhandelbar!
Um die Klimaziele zu erreichen, die Abwanderung der Industrie zu verhindern und für Teilhabe und Wohlstand zu sorgen, müssen Schiene, Straße und Wasserwege gleichermaßen erneuert, modernisiert und ausgebaut werden. Diese Zukunftsinvestitionen sind nicht verhandelbar. Die Koalition hat für das erste Regierungsjahr eine Halbierung der Planungs- und Genehmigungszeiten versprochen. Passiert ist bis heute zu wenig. Es geht darum, die Verkehrsträger vorausschauend an eine Verlagerungsstrategie anzupassen, Windkraft- und Solaranlagen ans Netz zu bringen, Tank- und Ladeinfrastrukturen bereitzustellen, Mobilfunk- und Breitbandverbindungen in die Fläche zu tragen.
Dem Fachkräftemangel wirksam begegnen
Seit Jahren schon klagen Logistikwirtschaft, Baugewerbe und ÖPNV über einen Mangel an Fahrzeugführern, IT-Fachkräften und Ingenieuren. Ausbildungsbetriebe verzeichnen immer weniger BewerberInnen. Aus demographischen Gründen wird sich das Problem weiter verschärfen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schätzt, dass von Jahr zu Jahr 400.000 Fachkräfte mehr fehlen werden. Umfragen des DIHK beziffern das entgangene Wertschöpfungspotenzial mit knapp 100 Milliarden Euro - eine wirkliche Wachstumsbremse. Aus Sicht des DVF ist dem Thema Fachkräftemangel nur beizukommen, wenn der Lösungsansatz mehrgleisig ist.
Wasserstraßen besser nutzen und fördern
Der Bund will mehr Güter auf den klimafreundlichen Verkehrsträger Wasserstraße verlagern. Die Steigerung des Modal Split-Anteils der Binnenschifffahrt erfordert allerdings konsequente Investitionen und kein Auf-und-Ab der Haushaltslinie. Verschiedene Verbände und Unternehmen haben daher über die Initiative System Wasserstraße (ISW) ein Impulspapier zu Stärkung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung und der Infrastrukturinvestitionen erarbeitet. Das DVF ist daran beteiligt.