Mitgliederbefragung zur Geschäftsentwicklung und Standortfaktoren

28.11.2023

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Quelle: DVF
Quelle: DVF

Im November 2023 hat das DVF erstmalig durch eine Befragung der Expertinnen und Experten seiner rund 170 Mitgliedsunternehmen ein Konjunktur- und Standortbarometer erstellt. Wir wollten wissen, wie die Mobilitätsunternehmen ihre Geschäftsaussichten beurteilen, welche Bedeutung sie ausgewählten Standortfaktoren beimessen und wie Deutschland hier im europäischen Vergleich dasteht.

In drei Fragen wurde die Einschätzung der DVF-Mitglieder erhoben:

  1. Wie sind Ihre Erwartungen hinsichtlich Ihrer künftigen Geschäftsentwicklung?
  2. Welche Bedeutung haben für Sie die folgenden Standortfaktoren?
  3. Wie bewerten Sie den Standort Deutschland im europäischen Vergleich mit Blick auf folgende Faktoren?

Uns haben über 70 Antworten erreicht. Die Bewertungen stehen als PDF zur Verfügung.

Die vier wichtigsten Standortfaktoren

Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen sehr deutlich, dass Kürzungen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur gravierende Folgen hätten. Infrastruktur und Digitalisierung wurden als wichtigste Standortfaktoren benannt. Nach einer langen Phase dramatischer Unterfinanzierung der öffentlichen Infrastruktur, die zu einer kumulierten Investitionslücke mehreren Hundert Milliarden Euro geführt hat, darf ein Rückfall in eine solche Unterfinanzierung nicht geschehen.

Die schwierige Haushaltssituation macht im Gegenteil Strukturreformen noch dringlicher. Die Wirtschaft braucht ebenso wie die öffentliche Verwaltung eine verlässliche Mittelbereitstellung, um zügig und kosteneffizient bauen zu können. Planungs- und Baubeschleunigung, Bürokratieabbau und Digitalisierung dürfen nicht Schlagworte bleiben. Der Effekt muss durchgreifend sein, um zusätzliche Impulse für unser Land auszulösen.

Weitere zentrale Standortfaktoren sind für unsere Unternehmen Bürokratie/ Verwaltungsaufwand und Fachkräfteverfügbarkeit. Hier hat Deutschland ein massives Defizit. Trotz Entbürokratisierungsversprechen und Beschleunigungsgesetzen sind unklare Genehmigungszuständigkeiten, innovationsfeindliche Regulierung und Berichtspflichten auch seitens der EU immer stärker zu Hemmnissen geworden. Wertvolle Fachkräfte werden für Bürokratie- und Verwaltungsaufgaben gebunden.

In ihrer Bedeutung fast gleichauf mit den oben genannten Standortfaktoren finden sich die Energiekosten und Rechtssicherheit/ Sicherheit. Dienstleister und Industrie müssen in Deutschland weltweit die höchsten Energiekosten zahlen. Entlastungen für Bürger und Wirtschaft sind dringend nötig. Bei der Rechtssicherheit/ Sicherheit kann Deutschland noch punkten. Diesen Standortvorteil gilt es durch kluge und ausgewogene Regeln zu halten.

Ergebnisse aus der Umfrage

Einschätzung der Geschäftsentwicklung:

Die geschäftlichen Aussichten werden leicht überwiegend positiv beurteilt, und zwar umso deutlicher, je weiter in die Zukunft geblickt wird. In den nächsten 3 Monaten sehen 4,3 Prozent der Befragten die Geschäftsentwicklung sehr positiv und 33 Proeznt positiv. Auf das kommende halbe Jahr blicken 2,9 Prozent sehr positiv und 33 Prozent positiv. Binnen Jahresfrist glauben fast 40 Prozent an eine positive und 5,8 Prozent an eine sehr positive Geschäftsentwicklung. Allerdings erwarten auch fast 28 Prozent, dass sich die Geschäfte im nächsten Quartal negativ entwickeln und 5,8 Prozent sagen: sehr negativ. Für das nächste halbe Jahr sind über 30 Prozent überzeugt, die Geschäftsentwicklung werde negativ und 2,9 Prozent fürchten eine sehr negative Entwicklung. Rund 30 Prozent beurteilen für die Zeiträume 3, 6 und 12 Monate die Lage neutral.

Bedeutung der Standortfaktoren:

Die Befragten konnten eine Bewertung zur Bedeutung folgender Standortfaktoren abgeben: Steuerlicher Rahmen, Digitalisierungsgrad, Bürokratie/ Verwaltungsaufwand, Infrastruktur, Energiekosten, Personalkosten, Fachkräfteverfügbarkeit, Ausbildungsqualität/ Bildungsniveau, Förderkulisse, Rechtssicherheit/Sicherheit/Stabilität und Förderung Nachhaltigkeit. Die Bewertungsskala reichte von sehr wichtig, wichtig, neutral, weniger wichtig bis unwichtig.

Insgesamt waren für die befragten Unternehmen die wichtigsten Standortfaktoren Infrastruktur, Digitalisierungsgrad, Fachkräfteverfügbarkeit und Bürokratie / Verwaltungsaufwand.

Für 67 Prozent war die Infrastruktur als Standortfaktor sehr wichtig und für knapp 23 Prozent wichtig. Fast 90 Prozent messen also der Infrastruktur eine hohe Bedeutung zu. Eine noch etwas höhere Bedeutung erzielt mit 95 Prozent die Fachkräfteverfügbarkeit, allerdings in einer anderen Gewichtung: 65 Prozent "sehr wichtig" und 30 Prozent "wichtig". Digitalisierungsgrad und Bürokratie/ Verwaltungsaufwand zählen fast gleichauf mit knapp über 90 Prozent zu den weiteren wichtigen Standortfaktoren, sogar mit einer ähnlichen Gewichtung von "sehr wichtig" und "wichtig".

Ausbildungsqualität/ Bildungsniveau sowie Rechtssicherheit/Sicherheit/Stabilität werden beide mit jeweils rund 85 Prozent als (sehr) wichtig erachtet. Auch Energiekosten und Personalkosten werden mit rund 73 Prozent als ähnlich (sehr) wichtig gewertet.

Bewertung der Standortfaktoren im europäischen Vergleich

Bei dieser Frage wurde die Qualität der abgefragten Standortfaktoren im europäischen Vergleich beurteilt. Der Notenspiegel reichte von sehr gut, gut, befriedigend, ausreichend bis mangelhaft.

Als gut wurden die Standortfaktoren Ausbildungsqualität/ Bildungsniveau, Förderkulisse, Rechtssicherheit/Sicherheit/Stabilität sowie Förderung Nachhaltigkeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern benotet. Am schlechtesten schnitten die Standortfaktoren im Vergleich zum übrigen Europa in folgender Reihenfolge ab:

Bürokratie/Verwaltungsaufwand wurde mit 87 Prozent als ausreichend oder schlechter bewertet (56 Prozent mangelhaft). Keiner der Befragten vergab die Note sehr gut, nur 1,5 Prozent halten Deutschland hier im Vergleich für gut aufgestellt. Den Digitalisierungsgrad halten 72 Prozent der Befragten für ausreichend oder schlechter (38 Prozent mangelhaft). Den drittschlechtesten Platz belegen die Energiekosten, für die 70 Prozent die Note ausreichend oder schlechter (34 Prozent mangelhaft) vergaben. Die Fachkräfteverfügbarkeit halten 42 Prozent noch für befriedigend, 28 Prozent für ausreichend und 27 Prozent für mangelhaft. Für die Infrastruktur vergaben die Befragten mit 37 Prozent die Note befriedigend, 28 Prozent halten sie für ausreichend und 22 Prozent für mangelhaft.

Alle Ergebnisse als Grafik in den PDF-Dateien