Newsletter Magazin Nr. 2/Juni 2019
25.06.2019
Editorial Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner: Grundlage unseres Wohlstands
Aktuell steht der Verkehrssektor in Deutschland vor grundlegenden Veränderungen. Es geht um Klimaschutz und gleichzeitig um die Sicherung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Mobilität als Basis für Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand. Wann, wenn nicht jetzt, haben wir die Möglichkeit intermodal zu denken und zu planen?
Al-Wazir: Hessen wird Vorreiter der Mobilitätswende
Der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir sagte auf der 35. Mitgliederversammlung des DVF, er wolle Hessen zum Vorreiter der Mobilitätswende machen. Die Themen Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung standen bei der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion anschließend im Mittelpunkt. DVF-Präsidiumsmitglied Renata Jungo Brüngger, Daimler AG, sagte, dass eine wichtige Grundlage für Zukunftstechnologien eine einheitliche internationale Gesetzgebung sei.
Änderungen im Präsidium
Auf der 35. Mitgliederversammlung des DVF gab es Wechsel im Präsidium: Neuer Präsidiumsvorsitzender wurde Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner. Neu gewählt wurden Uwe Brinks (CEO DHL Freight) und Holger Ketz (Vorsitzender der Geschäftsleitung Kühne + Nagel). Stephan Krenz (ehem. CEO Abellio GmbH) schied aufgrund seines Wechsels zur Autobahn GmbH des Bundes aus dem DVF-Präsidium aus.
Tarek Al-Wazir: Digital vernetztes Mobilitätssystem
Unser Ziel ist ein digital vernetztes Mobilitätssystem, das jeden jederzeit schnell und klimaschonend an sein Ziel bringt, alle Verkehrsmittel intelligent miteinander verknüpft und schon das Zu-Fuß-Gehen als integralen Bestandteil der Wegekette begreift.
Schiene benötigt drei Milliarden Euro jährlich für Aus- und Neubau
„Wir haben uns für den Klimaschutz auf minus 42 Prozent CO2 bis 2030 verpflichtet und das geht nur mit einer starken Schiene als Rückgrat der Verkehrswende. Mit der aktuellen Netzkapazität ist das nicht zu schaffen“, so der Vorsitzende der Parlamentsgruppe Schienenverkehr im Deutschen Bundestag Cem Özdemir MdB. Wie die Finanzierung des Verkehrsträgers Schiene in der Schweiz sichergestellt wird erläuterte Dr. Peter Füglistaler, Direktor des Schweizerischen Bundesamts für Verkehr. Aus seiner Sicht investiere Deutschland zu wenig in sein Schienensystem.
Klima-Fonds stößt auf grundsätzliche Zustimmung bei Haushältern
Der Investitionsbedarf im Verkehrssektor zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 wird auf 250 Milliarden Euro geschätzt. Damit sollen unter anderem die Digitalisierung der Verkehrsträger, der zusätzliche Infrastrukturausbau und der Aufbau der Lade- und Tankinfrastruktur bezahlt werden. Um die Gelder langfristig auf stetiger Höhe zu halten, schlägt das DVF einen „Klima-Fonds“ vor. Diese Idee stieß bei den Bundestagsabgeordneten Rüdiger Kruse und Thomas Jurk vom Haushaltsausschuss auf grundsätzliche Zustimmung.
Investitionen für neue Kraftstoffe im Luftverkehr ausbauen
Im Austausch mit dem Lenkungskreis kündigte Staatssekretär Steffen Bilger MdB (Bundesverkehrsministerium) an, dass die Effizienzsteigerung der europäischen Flugsicherung ein Schwerpunktthema im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft 2020 werden soll. „Wir brauchen mehr Fortschritte beim Single European Sky. Deutschland ist mit seiner zentralen Lage und dem Wachstum im Luftverkehr darauf angewiesen, dass die Flugsicherung in Europa optimal funktioniert.“
Was ist der beste Weg zur Erreichung der Klimaziele?
Hochkarätige Gäste kamen zum Lenkungskreis Straßenverkehr, um mit den Experten der DVF-Mitgliedsunternehmen über Entwurf des Klimaschutzgesetzes zu sprechen: der Staatssekretär im Bundesumweltministerium Jochen Flasbarth und der Vorsitzende im Parlamentskreis Elektromobilität Felix Schreiner MdB. Dabei ging es nicht mehr ums „Ob“, sondern darum „wie“ und „wann“ die Ziele erreicht werden.
PBefG: Anpassung mit Augenmaß
Die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur Daniela Kluckert MdB war zu Gast beim Lenkungskreis Digitale Vernetzung und setzte sich für ein besonnenes Vorgehen bei der Neuordnung der Mobilität ein: „Wir müssen die Interessen der Bürger ebenso im Blick halten wie Arbeitsplätze, lebenswerte Städte und die Umwelt. Der ÖPNV muss gestärkt werden, auch investiv. Gleichzeitig muss die letzte Meile stimmen, das heißt die Zulassung von ergänzenden Mobilitätsformen und E-Rollern. Ich denke hier auch an den Taximarkt, den wir beleben und nicht ausbremsen sollten.“
Schienengüterverkehr kann Logistik!
Alle zwei Jahre öffnet die Messe München ihre Tore für die Logistikmesse „transport logistic“. Dieses Jahr verzeichnete das Forum „In Zukunft Schiene! Was kann der Masterplan Schienengüterverkehr (SGV)?“ mit über 350 Besuchern hohes Interesse. Gastredner Staatssekretär Steffen Bilger MdB bescheinigte dem SGV zwar Nachholbedarf, doch die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Masterplan SGV soll das Wachstumsziel auf 25 Prozent unterstützen.
Letzte Meile: Rechtsrahmen anpassen – Testfelder schaffen
Beim zweiten DVF-Forum auf der Messe transport logistic in München rief DVF-Präsidiumsvorsitzender Dr. Raimund Klinkner Bund, Länder und Gemeinden dazu auf, Enabler für clevere Lösungen der letzten Meile zu werden, anstatt einfach nur Verbote auszusprechen. Hamburg präsentierte sich dabei genau in dieser Rolle: „Hamburg ist Modellregion für die urbane Logistik und realisiert deutschlandweit einzigartige Pilotprojekte wie den autonomen Zustellroboter“, so Senatsdirektor Lutz M. Birke von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg.
Mitarbeiter dringend gesucht!
Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung lag die Zahl der offenen Stellen in Deutschland im 4. Quartal 2018 bei fast 1,5 Millionen. Im Mobilitätssektor – einem Sektor der für die Versorgung der Menschen unentbehrlich ist – arbeiten mehr als 3,2 Millionen Menschen. Allerdings fehlen Fachkräfte, Fahrzeugführer oder Berufskraftfahrer beispielsweise. Für das DVF und seine Mitglieder ein Anlass, ein Positionspapier zu erarbeiten mit Empfehlungen an die Politik.