Newsletter Magazin Nr. 4/Dezember 2019
13.12.2019
Editorial Dr. Heike van Hoorn
Nicht überall wird sich der Bau einer Oberleitung lohnen oder möglich sein. Aus Sicht des DVF ist es daher wichtig, dass sich die verschiedenen Arbeitsgruppen im Schienenbereich verknüpfen und strategische Maßnahmen erarbeiten, die den Eisenbahnverkehr in Deutschland planvoll und strukturiert voranbringen.
Ferlemann: Deutschland muss wieder Bahnland werden!
Die Bundesregierung steckt so viel Geld wie noch nie in den Verkehrsträger Schiene. Getrieben durch Klimaschutzziele soll der Schienenverkehr bis 2030 klimaneutral fahren. Ein sehr ehrgeiziges Ziel, denn vor allem der Nahverkehr fährt noch mit Dieselloks. Man brauche eine langfristige Investitionsstrategie, sagte der Vorsitzende der Parlamentsgruppe Schienenverkehr im Bundestag Cem Özdemir. Für den Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann erklärte, dass in den nächsten Jahren 10 Prozent des Schienennetzes elektrifiziert werden müssen.
MES Expo: DVF mit Podium vertreten
Die digitale Vernetzung hält auf breiter Front Einzug in den Verkehrssektor. Dies kann auch beim Klimaschutz helfen. Deutschland muss seine CO2-Emissionen bis 2030 drastisch senken. Der Auftrag lautet also: Vernetzung und Automatisierung müssen den Verkehr nachhaltiger, effizienter und noch sicherer machen. Das Dialog-Forum „Connected Mobility und Klimaschutz“ auf der Messe MES EXPO zeigte mit RIO, Würth Elektronik, VITRONIC, Mobileye und dem Zweirad-Industrie-Verband die ganze Dynamik und Breite der digitalen Anwendungen im Verkehrsbereich. So sagte Martin Anke von RIO – The Logistics Flow: „Wer in der Transportlogistik bestehen will, wird an digitalen Lösungen nicht vorbeikommen.“
Landstromversorgung an deutschen Seehäfen wird ausgebaut
Der Vorsitzende des Lenkungskreises Häfen und Schifffahrt Frank Dreeke unterstrich die Bedeutung alternativer Kraftstoffe und technologieoffener Ansätze: „Angesichts der öffentlichen Konzentration auf die Elektromobilität müssen wir als Industrie deutlich machen, dass wir auch andere Lösungen für die verschiedenen Verkehrsträger brauchen.“ Welche Strategie die deutschen Seehäfen benötigen, um im Wettbewerb mit den europäischen Standorten beim Klimaschutz und bei der Digitalisierung mitzuhalten präsentierte der hamburgische Staatsrat Dr. Torsten Sevecke.
Personalie
Künftig wird Agnes Heftberger, Geschäftsführerin, VP Sales, IBM Global Markets, IBM Deutschland GmbH, dem DVF-Präsidium als neues Mitglied angehören. Heftberger übernimmt den Präsidiumssitz von Wolfgang Wendt.
Das Präsidium hat dem DVF eine Doppelspitze gegeben. Der bisher stellvertretende Geschäftsführer Dr. Florian Eck rückt am 1. Januar 2020 zum gleichberechtigten Geschäftsführer neben der bisherigen Geschäftsführerin Dr. Heike van Hoorn auf.
Klimaschutz und Luftverkehr sachlich diskutieren
Die regulatorische Belastung des Luftverkehrs wird in Deutschland weiter erhöht, ohne dass dies positive Effekte für den Klimaschutz hätte. Tatsächlich könne man die Klimabilanz durch neues Fluggerät, den Single European Sky, neue Technologien und nachhaltige Kraftstoffe verbessern, meinte Thorsten Dirks, DVF-Lenkungskreisvorsitzender Luftverkehr. Björn Simon MdB möchte daher nicht nur die Forschung und Entwicklung von E-Fuels unterstützen, sondern auch deren Markteinführung.
Neu im Verkehrsforum / Termine
Zwei Unternehmen bereichern die Themenfelder des DVF als neue Mitglieder: Adolf Würth GmbH & Co. KG und Zweirad-Industrie-Verband (ZIV).
Am 13. Januar findet die Jahresauftaktveranstaltung in Berlin statt mit dem Thema „Klimaschutz braucht Verkehrsinfrastruktur: Nachhaltig priorisieren, solide finanzieren, zügig realisieren“ mit hochkarätigen Gästen.
Neue Mobilitätsformen auf dem Vormarsch und dem Prüfstand
Innerhalb von 11 Wochen wurden in Berlin eine Millionen Fahren mit LimeBike verzeichnet, berichtete Fabian Ladda von LimeBike. Die Nutzungsdaten zeigten, dass E-Scooter in keiner Konkurrenz zum ÖPNV oder dem Fahrrad stünden. Die Kritik, dass die Geräte nur eine geringe Haltbarkeit hätten, relativierte Ladda mit dem Argument, dass diese mit jeder Generation steige und die Batterien wiederverwertet würden. Hinsichtlich der Emissionssenkung erläuterte Johannes Wieczorek aus dem Bundesverkehrsministerium die wesentlichen Stellschrauben: Im Klimaschutzprogramm seien über 50 Maßnahmen vorgeschlagen.
Dr. Ruete fordert europäische ETCS-Nachrüstungsstrategie für Züge
In Europa soll der Eisenbahnverkehr ohne Systembrüche funktionieren, also ein reibungsloser grenzüberschreitender Schienenverkehr sein. Mit dem einheitlichen europäischen Zugkontroll-System (ETCS) wird ein international gültiger Standard etabliert. „Die digitale Schiene macht nur Sinn, wenn wir nicht nur die Infrastruktur sondern auch die Lokomotiven ausrüsten. Ich plädiere für eine europäische ETCS-Nachrüstungsstrategie für Fahrzeuge, die auch eine Bereitstellung öffentlicher, europäischer, nationaler und regionaler, Mittel vorsieht“, erklärte Dr. Matthias Ruete, von der EU-Kommission. Bisher ist eine Finanzierung der Züge im Bundeshaushalt nicht eingeplant, was für die Eisenbahnverkehrsunternehmen aufgrund der immensen Umrüstungskosten zum Problem wird.
Neues DVF-Format Quergedacht
Mit einem neuen Veranstaltungsformat hat das DVF auf sich Aufmerksam gemacht. Hierbei sieht der Mobilitätsverband über den Tellerrand von Gesetzen, Vorschriften und technischen Innovationen hinaus und beleuchtet konfrontativ und kritisch das Megathema Mobilität im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Es diskutierten Wolfgang Langhoff, DVF-Präsidiumsmitglied und Vorstandsvorsitzender BP Europa SE, und Prof. Dr. Stephan Rammler, Wissenschaftlicher Direktor, IZT - Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, über die Folgen der Klimaschutzanforderungen für die Mobilität und die Auswirkung und Erwartung unserer Gesellschaft.
Wir brauchen einen Klimafonds für den Verkehrssektor
DVF-Präsidiumsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner erklärt die Idee des Mobilitätsverbandes: „Die Mobilitätswirtschaft und deren Unternehmen müssen mit den klimapolitischen Beschlüssen und Weichenstellungen der Bundesregierung umgehen und weitreichende unternehmerische Entscheidungen verantwortungsvoll treffen. Auch die Bundesregierung muss sicherstellen, dass sie ihre eigenen klimapolitischen Ziele erreicht. Um die erforderlichen öffentlichen Mittel zu bündeln und langfristig verbindlich in den Klimaschutz zu leiten, schlagen wir einen Fonds vor.“ Verschiedene Maßnahmen sollen daraus langfristig finanziell abgesichert werden.