Dr. Jörg Mosolf

„Wichtig für Investitionen in den Klimaschutz ist ein transparenter Rahmen, der technologisch umsetzbar ist und langfristig Bestand hat.“

Klimafreundliche Nutzfahrzeuge: Förderaufrufe geplant

Klimafreundliche Nutzfahrzeuge: Förderaufrufe geplant

V. l. Dr. Mosolf, Luksic MdB

Staatssekretär Oliver Luksic MdB erkannte das Problem und skizzierte eine Perspektive: „Das Programm für klimafreundliche Nutzfahrzeuge läuft bis Ende 2024 und wir planen weitere Förderaufrufe für dieses Jahr und auch für das nächste Jahr. LNG ist immerhin bis Ende 2023 von der Maut befreit. Wir wollen uns für CO2-neutrales Gas stark machen, also etwa Biomethan oder strombasiertes Gas. Hier könnte ich mir auch eine Mautbefreiung vorstellen.“ Luksic sagte auch, dass es darauf ankäme, den Kombinierten Verkehr, den Schienengüterverkehr und die Binnenschifffahrt zu stärken und zu modernisieren, damit diese ihre Transportaufgaben besser erfüllen könnten.

„Vor allem werde ich mich dafür einsetzen, dass es keine Mehrfachbelastung für die Unternehmen aus einer europäischen Emissionsabgabe und einer Maut gibt.“

Oliver Luksic MdB

 

Aus alt mach neu: Elektrifizierung und Nachrüstung von Bestandsflotten

CEO und Vorstand der Quantron AG Michael Perschke skizzierte den erhöhten Bedarf sowie die gewachsene Nachfrage nach umweltfreundlicher Logistik. Mittlerweile würde sich die Umweltverträglichkeit von Prozessen auch in der Bewertung der Unternehmen auf den Finanzmärkten widerspiegeln.

Quantron biete daher in seinem Produktportfolio neue Fahrzeuge mit Antriebstechnologien für alternative Antriebe an. Darüber hinaus leiste das Unternehmen aber auch Retrofitting von Bestandsflotten. Die Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben übersteige die Produktionskapazitäten der Hersteller. Dies verdeutliche den hohen Bedarf. Die Umrüstung sowie Quantrons Neufahrzeuge seien darauf ausgelegt, dass BEVs bis zu einer Strecke von 250 km vorrangig genutzt werden könnten.

Zur tatsächlichen Modernisierung der Flotten seien daher neben der Förderung von Neufahrzeugen auch die Förderung von Nachrüstungen sowie von Infrastruktur entscheidend. Hierfür brauche es allerdings auch Planungssicherheit sowie eine eindeutige Antriebsstrategie.

Bis 2025 will UPS 40% klimafreundliche Fahrzeuge

Die Marktentwicklung im KEP-Bereich scheint ungebrochen nach oben zu gehen. Über 4 Milliarden Sendungen wurden in Deutschland im Jahr 2020 verschickt, was einem Wachstum von über 10 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Es bedeutet aber auch mehr Sendungsverkehr und Schadstoffbelastung.

„Aktuell haben wir bereits rund 10 Prozent unserer insgesamt 145.000 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben ausgestattet."

Ralf Eschemann

"Bis zum Jahr 2025 wollen wir den Anteil alternativer Antriebsenergien an unseren Landtransporten auf 40 Prozent steigern“, sagte Ralf Eschemann, Vice President Automotive, UPS Europe. „Aufgrund der besonderen Anforderungen an die Fahrzeuge ist es bisher schwierig, passende Neufahrzeuge insbesondere für die letzte Meile von OEMs zu erwerben. Auch benötigen wir eine höhere Fahrzeugvielfalt. Deshalb sind wir bisher bei der Umrüstung unserer Flotte aktiv.“ Eine Herausforderung sei die Ladeinfrastruktur, da das Netz in den Niederlassungen häufig nicht genügend Leistungsfähigkeit habe, um über Nacht zusätzlich Fahrzeuge zu laden. Auch im Fernverkehr fehlt bisher ein verlässlicher Rahmen für Investitionsentscheidungen.

Schienengüterverkehr auf dem eurasischen Korridor

Etwa 5 Prozent der europäischen Importe gelangen über die Schiene nach Europa. Mit einem höheren Anteil am Modal Split könnte ein wertvoller Beitrag für die Klimaziele erreicht werden, so Tabea Klang, Geschäftsführerin / Chief Sales Officer, DB Cargo Eurasia GmbH. Die Transportzeit über den eurasischen Korridor betrage 16 bis 18 Tage, wobei als Ziel eine stabile Einhaltung von 14 Tagen geplant sei. Die Nord- und Südrouten des Korridors seien zudem mit dem europäischen sowie asiatischen Schienensystem verbunden, so dass auch die Vor- und Nachläufe per Schiene angeboten werden können. 2020 seien bereits 12.000 Züge auf dem eurasischen Korridor abgefertigt soll.

Durchquert werden acht Zeitzonen und sieben Ländern

In der Abfertigung des Güterverkehrs müssen acht Zeitzonen und sieben Ländern durchquert werden. Besonders herausfordernd sei die teilweise fehlende grenzüberschreitende Interoperabilität. So unterschieden sich nicht nur die Spurbreiten und systemischen Anforderungen, sondern auch die Anzahl zulässiger Container pro Zug sowie Ladungsverbote von Gefahrgut. DB Cargo arbeite daran, die Abfertigung weiter zu optimieren, etwa durch eine verstärkte Digitalisierung der Kommunikation mit allen Transportparteien.

Pandemie verursacht immer noch Engpässe in den Häfen

Pandemie verursacht immer noch Engpässe in den Häfen

V. l.: Dr. Mosolf, Klang, Luksic MdB, Dühring, Dr. Florian Eck (DVF-Geschäftsführer)

Aktuell seien nach Auskunft von Stefan Dühring, COO Customer Experience, Hamburg Süd A/S & Co KG, die langen Wartezeiten in den Häfen weltweit eine große Herausforderung. So betrage die Wartezeit im Hafen von Los Angeles etwa vier Wochen. Den Suez-Kanal passiere täglich Ware im Wert von 9,6 Milliarden Euro, daran könne man den wirtschaftlichen Schaden von Verzögerungen messen.

Überwiegend sei die Pandemie der Auslöser: An vielen Häfen gebe es durch Corona Personalengpässe, insbesondere von Lkw-Fahrern. Dies beeinträchtige den Warendurchlauf in den Häfen, ebenso wie den Vor- und Nachlauf. Erschwerend komme die Zero-Covid-Politik in manchen Häfen hinzu, wodurch es zu Hafenschließungen bereits bei einem geringen Infektionsgeschehen komme und damit zu Unterbrechungen und Verzögerungen im Fahrplan.

Die Nachfrage nach Konsumgütern sei während der Pandemie größer als erwartet ausgefallen, so Dühring weiter. Damit sei es zu einer weiteren Verknappung der Stellplätze auf den Schiffen gekommen. Die Reedereien hätten jedoch reagiert und die Kapazitäten entsprechend der Nachfragen zwischen verschiedenen Trade Lanes verlagert. Allerdings könnten auch die ausgeweiteten Kapazitäten die verzögerte Hafenabfertigung nicht ausgleichen, denn die Hafeninfrastruktur wachse langsamer als der Bedarf. Dühring wies darauf hin, dass gerade vor diesem Hintergrund eine stärkere Digitalisierung und verbesserte Informationsflüsse entlang der Logistikkette wichtig wären.