Fehlendes Personal Ursache für langsame Umsetzung

Fehlendes Personal Ursache für langsame Umsetzung

Ina Brandes

Verkehrsministerin Ina Brandes, Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, erklärte, dass für einen klimafreundlichen Verkehrssektor eine überjährige Investitionssicherung in die Schiene ebenso wichtig sei wie ein wachsender Personalpool an Planern und Ingenieuren.

Es sei entscheidend, über die Legislaturperioden hinaus zu denken. Ohne zusätzliche Fachkräfte in Verwaltungen und der privaten Wirtschaft würde es an der erforderlichen Geschwindigkeit bei der Umsetzung alternativer Ladeinfrastrukturen und digitaler Leit- und Sicherungstechnik mangeln. Damit die Vorteile der DSD genutzt werden könnten, müsse der Bund auch die Ausrüstung der Fahrzeuge finanzieren.

 

 

 

 

"Es gilt, bestehende Grenzen zu überwinden und ein einheitliches und effizienteres Bahnsystem zu schaffen. Denn nur so gelingt uns eine Wende hin zu nachhaltiger und moderner Mobilität."

Elke Zimmer

„Ich bin zuversichtlich, dass die bundesweite Digitalisierung der Schiene bis zum Jahr 2035 gelingen kann. Baden-Württemberg wird auf diesem Weg weiter vorangehen“, blickte Staatssekretärin Elke Zimmer, Ministerium für Verkehr des Landes Baden-Württemberg positiv in die Zukunft. Wie ihre Amtskollegin sah auch Zimmer die Notwendigkeit einer Bundesförderung für die Nachrüstung von Bestandsfahrzeugen und für die Ausstattung der Neufahrzeuge. Mit der Digitalisierung der Schiene finde nämlich eine Verlagerung der Infrastruktur in die Fahrzeuge statt.

ETCS-Wüsten in Europa beseitigen

ETCS-Wüsten in Europa beseitigen

Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger

Dr. Matthias Ruete, Europäischer Koordinator, European Rail Traffic Management System (ERTMS) / Transeuropäische Verkehrsnetze (TEN-T), Europäische Kommission, sah aus europäischer Sicht einige Bewegung beim Thema ERTMS (ETCS). Allerdings zeichne sich bei den Fahrzeugen ein großes Problem ab. Nach Auskunft von Ruete seien aktuell 43 Prozent der Zwischenzielvorgabe für 2023 umgesetzt (gemäß europäischem Umsetzungsplan) – doch man werde wohl das Zwischenziel erreichen. Anders sehe es für das Ziel 2030 aus. Die bislang umgesetzten ETCS-Streckenabschnitte in Europa ergäben kein Netz, sondern stellten Umsetzungsinseln dar. Bis 2040 würden in Europa rund 80.000 km mit ETCS ausgerüstet sein. Damit fehlten noch 22.000 km bis 2050, um das gesamte TEN-Netz auszustatten.

Ein Grundproblem in Europa sei nach den Worten des EU-Koordinators die Fahrzeugausrüstung. Die Eisenbahnunternehmen hätten geringe Anreize und Mittel, ihre Fahrzeuge mit ETCS Systemen auszurüsten. In einigen Ländern gäbe es sogenannte „ETCS Wüsten“, die zwar schienenseitig mit ETCS ausgestattet sind, aber ausschließlich von Fahrzeugen mit (konventionellen) Class-B Systemen genutzt werden. Aus europäischer Sicht brauche es klare Vorgaben zur Stilllegung der nationalen Class-B Systeme.

EBA sammelt Erfahrungen in 7 DSD-Projekten

Michael Schmitz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) sagte, dass die Digitalisierung der Stellwerktechnik in sieben kleineren und planbareren Projekten erprobt werde, um Erfahrungen bei den Prozessen zu sammeln. Ein positiver Effekt dabei sei die Gewinnung neuer Anbieter für digitale Stellwerkstechnik. Auch würden bei den sieben Projekten neue und schnellere Vergabeprozesse getestet und die Umsetzung standardisierter technischer Schnittstellen vorangetrieben. Das Schnellläuferprogramm zeige, dass bei der Rollout-Planung besonderes Augenmerk auf die baubetriebliche Planung gelegt werden müsse. Verfahrensbeschleunigungen seien durch digitale Bestandsaufnahmen, digitale Planung und automatisierte Planprüfung möglich.

Schmitz schlug vor, die Finanzierungsvereinbarungen für digitale Projekte an einheitliche Kriterien anzupassen. Aus Genehmigungssicht sei eine stärkere Standardisierung erforderlich. Ebenso wichtig wie die Infrastrukturumrüstung sei die Umrüstung der Fahrzeuge. Aktuell werde von einer Umrüstungszeit von vier Jahren ausgegangen und schon in vier Jahren soll der Digitale Knoten Stuttgart ausgerüstet sein. Hier fehlten Zeitpuffer.

Flixmobility GmbH

Zugang zu Verkehrsangeboten erleichtern

FlixMobility GmbH ist mittlerweile ein global tätiges Unternehmen, vielfach Marktführer im Buslinienverkehr und bietet in Deutschland und Schweden auch Zugverbindungen an. Geschäftsführer André Schwämmlein zeigte sich im Lenkungskreis erfreut darüber, dass immer mehr Kundinnen und Kunden für den Schienenverkehr gewonnen würden. Leider seien Fahrgäste durch die Corona-Pandemie auf den Individualverkehr umgestiegen. Diese seien zurückzugewinnen. "Man muss zum Beispiel den Kommunen mehr Spielraum geben, damit sie ihre Angebote verbessern können. Außerdem müssen die Trassenpreise gesenkt werden, um den Marktzugang für Wettbewerber zu erleichtern und ein größeres Angebot zu schaffen. Zusätzlich würde es sowohl dem Wettbewerb als auch den Fahrgästen helfen, wenn man auf einer bekannten Buchungsplattform wie bahn.de alle Angebote aller Anbieter finden und buchen könnte“, forderte Schwämmlein.

„Insgesamt bin ich froh, dass die Politik die Schiene stärken möchte - aber es gibt auch noch Verbesserungsmöglichkeiten.“

André Schwämmlein

"Wir stellen auch immer wieder fest, dass man den Fernbus als nachhaltigsten Verkehrsträger völlig vergisst. Hier müsste man zum Beispiel die Mehrwertsteuer senken, damit Fernbus und Zug als nachhaltige Verkehrsmittel der Zukunft gleichbehandelt werden.“

Wie Öffentlicher Verkehr einen großen Beitrag zum Klimaziel leistet

 Wie Öffentlicher Verkehr einen großen Beitrag zum Klimaziel leistet

Leipziger Verkehrsbetriebe LVB GmbH

Seit 1990 hat sich der Verkehr in Deutschland verdoppelt. Die CO2-Emissionen dagegen sanken, jedoch reichen die erzielten Effizienzsteigerungen nicht aus, um die internationalen Klimaziele zu erreichen. Dafür sind in Deutschland laut Alexander Möller, Senior Partner, CC Transportation Roland Berger GmbH, zwei wesentliche Weichen zu stellen: „Zum einen ist die Anzahl emissionsfreier Pkw bis 2030 deutlich zu erhöhen und zum anderen muss der Deutschlandtakt mit seinen zusätzlichen Angeboten jedenfalls anteilig bei den Fahrgastzahlen sichtbar geworden sein.“

Die Verkehrsexperten von Roland Berger und Intraplan sagen eine deutliche Zunahme der Verkehrs- und Betriebsleitung voraus: Etwa 25 Prozent mehr Verkehrsleistung im SPNV sowie rund 30 Prozent bei Bussen und flexiblen Bedienformen im Ballungsraum und ländlichen Raum. Eine Angebotserweiterung werde Kostensteigerungen von 90 Prozent nach sich ziehen, wovon lediglich 50 Prozent durch Fahrgeldeinnahmen refinanziert werden könnten. „Im Betrachtungszeitraum unseres ÖPNV Gutachtens benötigt die öffentliche Mobilität zur Finanzierung der zusätzlichen Angebote allein 2030 rund 11 Milliarden Euro mehr als bislang zugesichert. Denn die Angebotsausweitungen werden wohl erst mittelfristig zu höheren Fahrgeldeinnahmen führen“, rechnet Möller vor. Fahrgäste nähmen neue Angebote erst zögerlich wahr, daher seien die neuen Angebote vorzufinanzieren. „Eine Gesamtsumme von 48 Milliarden Euro für die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs bis einschließlich 2030 ist hoch. Gemessen daran, dass die Mobilität eine wesentliche Säule des Klimaschutzes sein soll und wir eine zweite industrielle Revolution erleben- die der Dekarbonisierung, ist das eine Investition, die nicht zu hoch ist.”

„Im Betrachtungszeitraum unseres ÖPNV Gutachtens benötigt die öffentliche Mobilität zur Finanzierung der zusätzlichen Angebote allein 2030 rund 11 Milliarden Euro mehr als bislang zugesichert.“

Alexander Möller

Studie zeigt Lösungen zur Finanzierung

Die Roland Berger Studie zeigt, dass das Regionalisierungsgesetz vor allem den SPNV finanziere. Diese Finanzmittel könnten in einer Weise ausgeweitet werden, dass Angebotssteigerungen im SPNV und im ÖPNV daraus getragen würden. Auch gebe es weitere Möglichkeiten zur Gegenfinanzierung, beispielsweise durch Parkraumbewirtschaftung auf kommunaler Ebene. Zudem könne laut Studie der Bund die zusätzlichen Mittel diskriminierungsfrei und transparent in die Breite der Unternehmen verteilen. Wichtig sei, die Mittel am CO2-Ausstoß zu bemessen.