"Sowohl in der Verwaltung als auch im Bau mangelt es an Fachkräften, was unweigerlich zu Engpässen auf beiden Seiten führt."

Oliver Luksic MdB

Fonds schafft Finanzierungssicherheit

Auch der damalige bahnpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Matthias Gastel MdB sah ähnlich wie Luksic die Personalausstattung auf der Planungs- und Genehmigungsseite sowie in der Bauwirtschaft als problematisch an. Für den Schienenverkehrsbereich forderte Gastel stärker im Gesamtnetzzusammenhang zu denken. „Für die Elektrifizierung, die Reaktivierung von stillgelegten Strecken sowie die konsequente Digitalisierung der Schienenwege müssen wir entschlossen Handeln und eine sichere Finanzierung schaffen. Das kann langfristig ein Fondsmodell gewährleisten.“ Gastel betonte die Notwendigkeit aller Verkehrsträger, forderte aber die Priorisierung der einzelnen Verkehrsträger mit Blick auf die Umwelt- und Klimaziele.

Kein Straßenbaumoratorium mit der CDU/CSU-Fraktion

Alois Rainer MdB, als verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Dezember 2021, erklärte, um die zukünftigen Verkehrsströme zu bewältigen, bedürfe es der gemeinsamen Anstrengung aller Verkehrsträger. Eine zunehmende Verkehrsverlagerung auf die Schiene und Wasserstraße sei unerlässlich. Allerdings werde ein Straßenbaumoratorium von der Fraktion abgelehnt, zumal die CO2-neutrale Elektromobilität ebenfalls die Straßeninfrastruktur benötige. „Was wir brauchen, ist ein Fokuswechsel im Straßenbau hin zur Nachhaltigkeit.“ Der Bundesverkehrswegeplan bleibe laut Rainer ein wichtiges Instrument für die Verkehrsinfrastrukturplanung und auch ÖPP sei als Beschaffungsmethode notwendig, da sie insgesamt positiv bewertet werde und Termin- und Kostensicherheit liefere.

"Man könnte etwa in Ausschreibungen von Großbauvorhaben bis hin zu kommunalen Projekten die Recyclebarkeit von Baustoffen vorschreiben und somit den Straßenbau nachhaltiger machen.“

Alois Rainer MdB

Bürokratie und fehlende Leitungsdokumentation bremsen schnellen Kabeltiefbau

Mit einer Investitionshöhe von 10 Milliarden Euro ist das Stromnetz in den letzten 5 Jahren um rund 60.000 km angewachsen. Dabei wurden die lukrativen Ballungsgebiete ans Stromnetz angeschlossen, jedoch die ländlichen Regionen vernachlässigt. Nun ist es eine große Herausforderung, diese Gebiete anzuschließen. Was den Kabeltiefbau betrifft, ist die Wirtschaft in der Lage schneller zu bauen, wird aber durch die Bürokratie ausgebremst, darin waren sich Larissa Zeichhardt, Geschäftsführerin LAT Gruppe, und Susanne Hake, Geschäftsführerin Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e.V. einig.

Laut Zeichhardt und Hake sei die fehlende Planauskunft, wo Leitungen verlegt sind, ein großes Problem. Dadurch komme es bei Tiefbauarbeiten zu Kabelschäden und das tätige Unternehmen müsse dafür haften. Abhilfe könne eine verbindliche Leitungsauskunft durch ein digitales Netzkataster der Kommunen mit Online-Zugang schaffen. Um Haftungsfragen auszuschließen, sollten Kommunen und Netzbetreiber zudem normgerecht ausschreiben. Damit wäre eine realistische Durchführung von Projekten unter der Berücksichtigung von Aufwand, Zeit und Ressourcen möglich. Wie die Bundestagsabgeordneten forderten auch die beiden Unternehmerinnen, die Bauämter personell zu stärken und zu digitalisieren. In der Praxis verzögerten sich deshalb Bauvorhaben und verursachten zusätzliche Kosten. Zudem verzögere die Komplexität von Ausschreibungen die Bauvorhaben zusätzlich.  

V. l. Luksic MdB, Hake, Koch, Zeichhardt, Graf von Matuschka (Vorsitzender Lenkungskreis), Dr. Eck (DVF-Geschäftsführer), Axthelm

KI und Blockchain sind Produktivitätstreiber im Bau

Mithilfe der Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) bekomme die Baubranche einen Anschub, innovative Konzepte und Anwendungen zu erproben und für sich zu nutzen, erklärte David Koch, Geschäftsführer Nexplore Technology. Als Innovations- und Digitalisierungsarm der Hochtief-Gruppe befasst sich Nexplore Technology mit der Digitalisierung des Unternehmens und erarbeitet digitale Dienstleistungsansätze für den Bausektor. Bauprojekte würden durch steigende Zeit- und Kostenrestriktionen sowie zunehmende Auflagen immer komplexer. Die Digitalisierung sei zur Bewältigung dieser Auflagen ein wesentlicher Produktivitätstreiber.

Zukünftig sollten viele administrative Prozesse auf der Blockchain-Technologie basieren. Nexplore Technology kooperiere mit diversen Universitäten weltweit und erarbeite Forschungsprojekte, etwa zur Erfassung von Bauzuständen mithilfe von Drohnen und Roboterhunden. Die so erfassten Daten würden in einer Blockchain gespeichert und per KI ausgelesen, um daraus den Bauzustand zu ermitteln und fortzuschreiben. Ein weiteres Erprobungsbeispiel sei das KI-Straßenerhaltungstool. Fahrzeuge der Abfallentsorgung sind mit einem Kamerasystem ausgestattet und filmen den Straßenzustand. Diese Aufnahmen werden anhand des gegenwärtigen Zustands klassifiziert. So schaffe man laut Koch Synergien von wiederkehrenden Routen der Fahrzeuge mit einem stetigen Monitoring der Straßeninfrastruktur. Im Ergebnis könne man frühzeitig auf Schäden reagieren und Erhaltungsmaßnahmen auf den Straßenzustand abstimmen.

Windenergieausbau hat es schwer

Von 2014 bis 2017 wurden jährlich rund 1.600 Windenergieanlagen neu gebaut. Mit der Herabsetzung des Leistungsvolumens im Ausschreibungssystem brach diese Anzahl für die Folgejahre auf weniger als die Hälfte ein, so dass 2019 nur ein Leistungsvolumenzuwachs von 900 Megawatt zu verzeichnen war.

„Für den Transport der Anlagenkomponenten sollten Transport-Korridore festgelegt und ausgebaut werden.“

Wolfram Axthelm

Doch der Energiebedarf steigt und Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg haben einen sehr großen Energiebedarf. Das Problem: sie besitzen keine Genehmigungskapazitäten mehr für zusätzliche Anlagen. Neben der begrenzten Anzahl an Genehmigungen kämpft die Windenergiebranche mit der fehlenden Digitalisierung in der Verwaltung.

Wolfram Axthelm, Geschäftsführer Bundesverband Windenergie e.V., zeigte im Lenkungskreis, was die Branche für einen erfolgreichen und schnellen Ausbau der Windenergie braucht: verlässliche, transparente und zeitnahe Genehmigungsprozesse sowie eine solide Verkehrsinfrastruktur. „Für den Transport der Anlagenkomponenten sollten Transport-Korridore festgelegt und ausgebaut werden, damit die Windindustrie ihre Anlagen mit einer zeitnahen Schwertransport-Genehmigung gesichert zum Standort transportieren kann. Weiterhin sind bundesweit einheitliche Regelungen und Kriterien für den Transport erforderlich.“