Ausbau Erneuerbarer Energien entscheidend für Klimaeffekt

Ausbau Erneuerbarer Energien entscheidend für Klimaeffekt

V. l.: Wendeler; Gelbhaar MdB

Aus Sicht der Kraftstoffwirtschaft prognostizierte der Vorstandsvorsitzende der Aral AG Patrick Wendeler die Entwicklung bei Antrieben und Kraftstoffen differenziert: „Auch wenn wir im Personenverkehr vornehmlich auf Elektromobilität setzen, ist für eine effektive CO2-Reduktion im Straßenverkehr eine breite Palette von Antriebstechnologien erforderlich. Hier spielen fortschrittliche Biokraftstoffe für die Reduzierung der CO2-Emissionen eine ebenso wichtige Rolle, wie kohlenstoffarmer Wasserstoff und batterieelektrische Lkw für den Schwerlastverkehr – bis zu ihrer Marktreife brauchen wir Bio-LNG und Bio-CNG als Brückentechnologien.“

„Für eine effektive CO2-Reduktion im Straßenverkehr ist eine breite Palette von Antriebstechnologien erforderlich.“

Patrick Wendeler

„Nur mit einer soliden und verlässlichen Verkehrsinfrastruktur können wir auch die Herausforderungen bei der Emissionsminderung im Verkehr meistern“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Freien Demokraten Carina Konrad MdB: „Die Trockenperiode mit gesunkenen Pegelständen auf den Flüssen und das 9-Euro-Ticket haben zusätzlich gezeigt, wo die Defizite in der Infrastruktur liegen. Diese gilt es schnellstmöglich auszubessern. Das heißt, zum Beispiel auch Abladeoptimierungen auf Schifffahrtsstraßen umzusetzen und Schienennetzkapazitäten auszubauen.“

„Am Ende sind es die Bürger, die frei darüber entscheiden sollen, mit welcher Antriebstechnik sie in Zukunft klimaneutral ihre Mobilität gestalten wollen.“

Carina Konrad MdB

Zudem setzte sich Konrad für Technologieoffenheit ein: „Für den Klimaschutz im Verkehrssektor bedeutet das konkret, dass wir aufhören müssen in ideologischen Schubladen zu denken und vor allem auf Innovationen und Technologieoffenheit setzen müssen.“ Neben der Elektromobilität müssten ihrer Ansicht nach auch innovative Antriebstechnologien und moderne Biokraftstoffe sowie E-Fuels im Straßenverkehr genutzt werden können.

Homeoffice, Videokonferenzen, Fahrten mit Fahrrad, Bus und Bahn statt Auto, Gütertransport auf der Schiene statt auf der Straße und schnellstmögliche Elektrifizierung waren für Stefan Gelbhaar MdB, Sprecher für Verkehrspolitik, Mitglied des Erweiterten Fraktionsvorstands Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, die wichtigen Hebel beim Klimaschutz: „Der Dreiklang für die Verkehrswende heißt Vermeidung, Verlagerung und Antriebswende. Alle drei Punkte müssen durchgespielt werden, um zu einer besseren und klimafreundlicheren Mobilität zu kommen.“ Auch Gelbhaar sah deshalb die Notwendigkeit für einen massiven und schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien, um unabhängig von fossiler Energie zu werden und den Klimaeffekt der Elektrifizierung zu intensivieren.

Das beurteilte Thomas Heilmann MdB anders. Der Berichterstatter für den Bereich Mobilität in der AG Klimaschutz und Energie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sagte, dass die Transformationsziele im Verkehr nicht mit mehr Radverkehr oder mehr ÖPNV in der Stadt zu schaffen seien. Den Klimapfad von Paris könne man nur mit der Dekarbonisierung des Fernverkehrs auf der Straße erreichen. Auch in zehn Jahren werde der Großteil des Gütertransports nicht auf der Schiene, sondern auf der Straße abgewickelt werden. Daher sei die Straße der entscheidende Hebel. Ob der Straßengüterverkehr dann allein über Strom betrieben werden könne, sei fraglich.

Elektrifizierung hat ihre Grenzen – Planungsbeschleunigung auch

Elektrifizierung hat ihre Grenzen – Planungsbeschleunigung auch

V. l.: Löhr (Moderation); Brinks; Martin MdB

Uwe Brinks, Mitglied des Präsidiums DVF und Chief Executive Officer DHL Freight, DHL Freight Germany Holding GmbH erklärte, die Elektrifizierung im Straßengüterverkehr sei nicht so leicht wie im Pkw-Bereich:  „Eine der größten Herausforderungen bei batterieelektrischen Lkw ist – neben der Nutzlast und Reichweite – vor allem die Ladeinfrastruktur. Denn gerade auf der Langstrecke braucht es ein dichtes und effizientes Ladenetz. Das Thema ist aber deutlich komplexer als im Nahverkehr. Mit der Ladeinfrastruktur muss auch das Thema Stellplatzsituation an Bundesautobahnen gelöst werden.“ Pkw könnten leicht für den Zugang zur Ladesäule rangiert werden, mit einem 40 Tonner sehe das schon anders aus.

„Es braucht also ganzheitlich gedachte Konzepte.“

Uwe Brinks

Gleichwohl müssten laut Brinks verstärkt Teile des Güterverkehrs auf die Schiene und die Binnenschifffahrt verlagert werden, was ohne hohe Investitionen in die Infrastruktur nicht möglich sei. „Doch auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Nutzfahrzeuge sowie die Entwicklung und Verfügbarkeit von alternativen Kraftstoffen und Technologien wie etwa Wasserstoff und Bio-LNG dürfen nicht vernachlässigt werden.“  

Der Verkehrsinfrastrukturausbau stehe in Deutschland vor erheblichen Problemen, weil die Umsetzungsgeschwindigkeit im Vergleich zu anderen Ländern viel zu langsam sei, erklärte Michael Holzhey, Bereichsleiter Mobility & Rail, Ramboll Deutschland GmbH. Es fehle an Personal, Risikobereitschaft unter Wahrung der Rechtskonformität, und Unkonventionalität im Verwaltungshandeln: „Planungsbeschleunigung auf der gesetzlichen Ebene und ausreichende finanzielle Mittel sind wichtig – aber die noch entscheidenderen Hebel für eine wirksame Beschleunigung in der Infrastrukturpolitik liegen woanders, und zwar bei der Beseitigung der personellen Engpässe auf allen Ebenen der öffentlichen Hand sowie der Rückbesinnung auf Wagemut statt Bedenkenträgertum."

"Niemand kann hier von heute auf morgen den Schalter umlegen, aber wir müssen endlich damit anfangen, in die Gegenrichtung umzusteuern.“

Michael Holzhey