„Der Luftverkehr muss sich auf den Weg zu True Zero machen. Damit meine ich insbesondere die Einbeziehung von Non-CO2-Effekten“, sagte Florian Dehne, Partner | Transportation, Roland Berger AG, eingangs hinsichtlich der Klimastrategie im Luftfahrtsektor. Der Anteil des Luftverkehrs am Treibhauseffekt ohne angemessene Gegenmaßnahmen werde in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen. Vier Ansatzpunkte für eine beschleunigte Transformation beschrieb der Luftfahrtexperte:

  • NEO Acceleration: Schnellerer Flottenaustausch, mit einer Zielgröße eines 80 %-Anteils der neusten Flugzeuggeneration in 2030
  • Fuel Revolution: Schneller Hochlauf von SAF, Ziel 80 %-Anteil in 2050
  • Fleet Revolution: Vorziehen der Antriebsänderung um fünf Jahre
  • Coordinated Skies: Umsetzung des Single European Sky, einschließlich SESAR; Flugroutenoptimierung mit Einbeziehung der Vermeidung von Kondensstreifen-Zirren

„Ein verbleibender wissenschaftlicher Klärungsbedarf rechtfertigt kein Zögern beim Klimaschutz."

Florian Dehne

„Im Luftverkehr gibt es neben Kohlendioxid weitere Faktoren, die sich auf die Erderwärmung auswirken. Zu diesen so genannten Non-CO2-Effekten zählen insbesondere die Kondensstreifen“, sagte Prof. Dr. Anja Schmidt, Abteilungsleiterin Erdsystem-Modellierung, Institut für Physik der Atmosphäre, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Schmidt erklärte, dass die Non-CO2-Komponenten teilweise direkte, teilweise indirekte Klimawirkungen hätten. Wetter und Flughöhe seien wichtige Faktoren, welche die Stärke von Non-CO2-Effekten beeinflussen würden. Daraus ließen sich Optimierungsmöglichkeiten für Flugrouten ableiten.

Wissenschaftlich sei der Unsicherheitsfaktor noch relativ hoch. Aber die bisherigen Studien ließen darauf schließen, dass in der Reduktion der Non-CO2-Effekte ein großes Potenzial für den Klimaschutz liege.

"Ziel einer Regulierung muss es sein, einen niedrigen Gesamteffekt bei der Erderwärmung zu erzielen."

Prof. Dr. Anja Schmidt

Zu möglichen Ansätzen für ein regulatorisches Bewertungssystem meinte die Forscherin: „Ziel einer Regulierung muss es sein, einen niedrigen Gesamteffekt bei der Erderwärmung zu erzielen. Das bedeutet, dass Non-CO2-Effekte jedenfalls nicht mit einem konstanten Faktor in den Emissionshandel des Luftverkehrs einfließen können.“ Auch seien zunächst wichtige Grundlagen abzuklären. Etwa, um welche Non-CO2-Komponenten geht es? Welche Klima-Metrik wird angewendet? Wie werden CO2-Äquivalente kalkuliert? Wie wird mit statistischen Unsicherheiten verfahren?

Biometrie für schnelleren Abfertigungsprozess nutzen

Biometrie für schnelleren Abfertigungsprozess nutzen

Bild Quelle: Jens Sanner / FRAPORT

Die Sommerreisezeit steht wieder vor der Tür und so mancher Fluggast hat noch negative Erinnerungen an verlorene Koffer und  lange Warteschlangen beim Abfertigungsprozess. Gerade der Einsatz biometrischer Technologien im Flugreiseprozess bietet hier enorme Verbesserungspotenziale. Jens Sanner, Programmleiter Biometrie der Fraport AG, betonte, dass digitale Technologien die Prozesse innerhalb der Reisekette erleichtern und den manuellen Kontrollaufwand senken könnten.

"Das Einverständnis der Fluggäste vorausgesetzt, ist die Nutzung digitaler Daten unter Einhaltung strenger Datenschutzanforderungen machbar."

Jens Sanner

Dazu sollten alle Beteiligten, die an der Gestaltung der Prozesskette beteiligt sind, stärker zusammenarbeiten, also Reiseveranstalter, Airlines, Flughäfen, Behörden und weitere Akteure. „Durch den Einsatz von Biometrie können Reiseprozesse erheblich effizienter, schneller und zuverlässiger gestaltet werden. Digitalisierung und Selbstbestimmung der Reisenden sind kein Widerspruch. Das Einverständnis der Fluggäste vorausgesetzt, ist die Nutzung digitaler Daten unter Einhaltung strenger Datenschutzanforderungen machbar.“

So könnten die Fluggäste freiwillig durch ein so genanntes Opt-in an der Biometrie partizipieren. An jeder Prozessstelle sei auch ein Ausstieg aus dem Biometrieprozess  möglich. Nach Sanners Einschätzung ist die  Akzeptanz der Fluggäste für die Nutzung biometrischer Tools im Reiseprozess hoch. Er empfahl eine pragmatische Umsetzung. „Unser Zielbild für Fraport ist ein Flughafen, in dem sich die Fluggäste durch den Einsatz von Biometrie frei bewegen können.“

Preise im EU-Emissionshandel werden angehoben

Als Gast im Lenkungskreis Luftverkehr berichtete Filip Cornelis, Director Aviation, DG MOVE, über den Stand der Luftverkehrs-Dossiers im Fit-for-55-Paket der Europäischen Kommission. Zur Verknappung und Verstärkung der Preissignale im Luftverkehrs-Emissionshandel habe es eine Einigung zwischen Rat und Europäischem Parlament gegeben. In der Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) seien auch Regelungen für die Bodenstromversorgung für Flugzeuge und Ladeinfrastruktur an Flughäfen enthalten. Zusammen mit den Vorgaben der EU für saubere Kraftstoffe (ReFuel EU Aviation) sei dies insgesamt eine gute Grundlage für einen wirkungsvollen Klimaschutzbeitrag des Luftverkehrs.

Absicherung von Reisenden

Die Europäische Kommission plane außerdem Überarbeitungen beim Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher für alle Verkehrsmodi, führte Cornelis aus. Noch im Laufe dieses Jahres sei die entsprechende Vorlage zu erwarten. Darin würden verschiedene Aspekte eine Rolle spielen, wie die generelle Stärkung des Vollzugs, die Regulierung multimodaler Reisen, die Verbesserung des Schutzes der Reisenden im Falle der Insolvenz von Transportunternehmen und die Pauschalreiserichtlinie.