Bildquelle: DVF/Photothek. V.l. Jochum, Rodenbeck, Dr. van Hoorn (DVF), Dr. Davids, Dr. Ekmeter

Der Lenkungskreisvorsitzende Andre Rodenbeck, CEO Rail Infrastructure, Siemens Mobility GmbH, äußerte Anerkennung dafür, dass die Bundesregierung für die Schiene zusätzlich 39,5 Milliarden Euro in den Jahren 2024 bis 2027 bereitstelle.

Michael Theurer MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Schienenbeauftragter der Bundesregierung, betonte die Bedeutung, dass der zusätzliche Bedarf für die Schiene bis 2027 vom Koalitionsausschuss anerkannt worden sei. Die finanzielle Lage sei angespannt, da die Zinslasten für die Bundesschulden auf 47 Milliarden Euro gestiegen seien. „Wenn jetzt die Korridorsanierung nicht gelingt, wird es schwierig, noch einmal eine solche Summe Geld zu mobilisieren.“ Theurer hatte Verständnis für die Sorge der Berichterstatter für den Einzelplan 12 (Verkehrsetat), dass eine solche Summe die Preise anheize und nicht in entsprechende Bauprojekte umgesetzt werden könne. Das Geld müsse unbedingt abfließen, mahnte er.

„Wenn jetzt die Korridorsanierung nicht gelingt, wird es schwierig, noch einmal eine solche Summe Geld zu mobilisieren.“

Michael Theurer MdB

Kritik übte Florian Oßner, MdB, Obmann im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages und Berichterstatter Einzelplan 12, hinsichtlich der Zusatzeinnahmen aus der CO2-Maut. Von den veranschlagten 7,6 Milliarden Euro Mehreinnahmen landen bilanziell am Ende nur knapp 3 Milliarden Euro im Verkehrshaushalt. Denn um diese Summe wachsen insgesamt die Bundesausgaben für den Verkehrsbereich in 2024 nur an. "Wir als CDU/CSU lehnen zwar im Grundsatz diese drastische Lkw-Maut-Erhöhung ab. Da diese von der Ampel aber nun so beschlossen wurde, sollte sie zumindest komplett zur Ausfinanzierung der Bedarfspläne verwendet werden, sowie zur ETCS-Fahrzeugförderung und zur Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK)."

"Wir als CDU/CSU lehnen zwar im Grundsatz diese drastische Lkw-Maut-Erhöhung ab. Da diese von der Ampel aber nun so beschlossen wurde, sollte sie zumindest komplett zur Ausfinanzierung der Bedarfspläne verwendet werden."

Florian Oßner, MdB

Oßner ging zudem auf die Mittelanmeldungen der Deutschen Bahn AG von zusätzlichen 45 Milliarden Euro bis 2027 ein. Mit Blick auf die Neuaufstellung der gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft InfraGO habe aus seiner Sicht die Gesellschaftsform einer GmbH wegen der Durchgriffsmöglichkeiten klar Vorteile zu der aktuell vorhandenen und zukünftig geplanten Aktiengesellschaft.

Mobilfunk im Zug ist eine Herausforderung

Mobilfunk im Zug ist eine Herausforderung

Bildquelle: Deutsche Bahn AG_Oliver Lang

Die Sicht der Mobilfunkanbieter zeigte Jan-Hendrik Jochum, Vice President Spectrum Policy & Projects, Deutsche Telekom, auf. Um Mobilfunk im Zug verfügbar zu machen, gebe es einige Herausforderungen. So seien die Bauarbeiten am Gleis komplex, etwa im Tunnel, es gebe keine Standortalternativen, stattdessen zusätzliche Vorschriften und Abhängigkeiten. Zudem sei die Mobilfunkinfrastruktur entlang von Bahnstrecken auch besonders teuer. Insbesondere hinke die Signalübertragung in den Zug dem Netzausbau hinterher, da die Signale die Zughülle nicht durchdringen.

„Unser Ansatz ist es, die gesamte Mobilfunkversorgung in der Breite so aufzurüsten, dass die Geschwindigkeit in den Zügen ausreichend gut ist." 

Jan-Hendrik Jochum

„Unser Ansatz ist es, die gesamte Mobilfunkversorgung in der Breite so aufzurüsten, dass die Geschwindigkeit in den Zügen ausreichend gut ist. Das Bauen unmittelbar am Gleis ist aber sehr aufwendig und meist nicht sinnvoll. Hochfrequenz (HF)-transparente Scheiben ermöglichen die Signalübertragung in den Zug, benötigen aber größere Einfallswinkel und einen ausreichenden Abstand, um optimal Versorgung zu bieten. Im Ruhrgebiet sind nahezu ein Viertel der Gleisstrecken bereits mit Gigabitgeschwindigkeit ausgerüstet“, so Jochum.

Bahn will Mobilfunk im Zügen verbessern

Bahn will Mobilfunk im Zügen verbessern

Quelle: Dr. Karsten Kemeter, DB AG

Wie die Deutsche Bahn die Menschen für die klimafreundliche Bahn mit guter Konnektivität gewinnen möchte, stellte Dr. Karsten Kemeter, CTO Nachrichtentechnik, Deutsche Bahn AG, vor. Er berichtete, dass es bis 2026 eine unterbrechungsfreie Mobilfunkausleuchtung am Gleis geben wird - hierzu habe man Vereinbarungen mit der Deutschen Telekom und Vodafone getroffen. Die Signalweiterleitung in die Züge sei jedoch vielschichtig: mobilfunktransparente Scheiben seien die bahntauglichste Option. Dies sind gelaserte Scheiben, deren wärmeisolierende Metallbedampfung in einem feinen Raster aufgelöst wurde. „Durch die gelaserten Scheiben können die gängigen Funkfrequenzen aller Mobilfunkanbieter nahezu ungedämpft passieren, gleichzeitig  schützen sie das Zuginnere vor übermäßigem Aufheizen bei Sonneneinstrahlung. Die zugrundeliegende Laser-Technologie steht dem gesamten Bahnsektor zur Verfügung.“ so Dr. Kemeter. Neue Züge des Fernverkehrs werden mit mobilfunktransparente Scheiben ausgeliefert, die Bestandsflotte wird nach und nach in den Werkstätten nachgelasert.

„Durch die gelaserten Scheiben können die gängigen Funkfrequenzen aller Mobilfunkanbieter nahezu ungedämpft passieren"

Dr. Karsten Kemeter

Anders gestalte sich die Situation im Regionalverkehr. Hier gebe es 27 Aufgabenträger der Länder, die diese Nachbesserung in Auftrag geben müssten. Bisher sind nur Pilotzüge in Bayern und Berlin/Brandenburg mit nachträglich gelaserten Scheiben unterwegs. Kemeter appellierte an die Aufgabenträger im Regionalverkehr, vermehrt die Nachrüstung bei Ausschreibungen zu berücksichtigen.

Für die in Zukunft notwendige Gigabitversorgung der Züge müsse die Anzahl der Mobilfunksendemasten entlang von Schienenstrecken drastisch erhöht werden. Die DB könne der Mobilfunkbranche anbieten, die Maste für den zukünftigen Bahnfunk FRMCS gemeinsam zu nutzen. Allerdings seien Finanzierungsfragen ungeklärt, neben FRMCS-Masten müssten weitere Masten gebaut werden. Ein Beispiel aus Österreich zeige, dass dort der Staat die Finanzierung solcher Masten unterstützt habe.

Verkehrsverlagerung: Mehr Züge – innovative Wartung

Verkehrsverlagerung: Mehr Züge – innovative Wartung

Quelle: VTG GmbH, Dr. Niko Davids

Dr. Niko Davids, Chief Digital Officer VTG GmbH, sagte, dass bis zu 50 Prozent mehr Rollmaterial zur Erreichung der Verlagerungsziele auf die Schiene nötig seien. In der Konsequenz müssten Waggons intensiver genutzt werden. „Daher wird es notwendig, von der zeitbasierten zur prädiktiven Instandhaltung zu kommen. Es gibt bei VTG als ersten Wagenhalter bereits eine laufleistungsbasierte Instandhaltung, womit die Verfügbarkeit erhöht wird. Der nächste große Schritt wird die zustandsbasierte Instandhaltung sein. Dazu ist ein europaweites Netz von Daten nötig“, erklärte Dr. Davids.

"Der nächste große Schritt wird die zustandsbasierte Instandhaltung sein. Dazu ist ein europaweites Netz von Daten nötig.“

Dr. Niko Davids

Allerdings räumte Dr. Davids ein, dass Erfahrungen mit Messdaten noch gemacht werden müssten, um darauf ein neues Regelwerk aufzusetzen. Zu klären wäre etwa, wer die Kosten einer möglichen vorgezogenen Instandhaltung trage. Aber es lohne sich: So sammle die VTG in Schweden bereits seit 2015 Messdaten, was zu einer Erfolgsquote von 70 Prozent bei der Vorhersage von Defekten beim Rad geführt habe.